Tribüneneinsturz im Zirkus:Tüv und Polizei ermitteln

Die Unglücksursache ist noch unklar. Eltern und Schulleitung sprechen dem Zirkus ihr Vertrauen aus. Schulministerin Sommer besucht die Realschule.

Velbert. Wie konnte es zum Zusammenbruch der Zirkustribüne am Samstag kommen? Diese Frage blieb am Montag noch unbeantwortet. Die Polizei setzte die Vernehmung von Zeugen fort, ein Experte des Tüv Rheinland nahm am Nachmittag seine Untersuchungen im Zelt an der Realschule Kastanienallee auf. Diese werden laut Polizeisprecher Ulrich Löhe noch mindestens heute den ganzen Tag andauern.

Weder Materialermüdung noch ein Fehler beim Aufbau der Tribüne, die nach zwei reibungslos verlaufenen Aufführungen am Samstagvormittag unter 100 Zuschauern weggekippt war, können bislang ausgeschlossen werden. Die Bauaufsicht hatte die Konstruktion vor Inbetriebnahme kontrolliert und abgenommen.

Weitere Verletzte haben sich bei der Polizei nicht gemeldet. Und auch die 70-jährige Velberterin, die wegen des Verdachts auf eine Gehirnerschütterung am Wochenende als einzige im Krankenhaus bleiben musste, soll nach Angaben der Feuerwehr heute wieder nach Hause dürfen.

Am Montag besuchte NRW-Schulministerin Barbara Sommer die Realschule und sprach mit Schülern, Eltern und Schulleitung. Dabei brach sie eine Lanze für die schulischen Zirkusprojekte, die den Schülern ermöglichten, nicht Alltägliches zu erleben und Selbstvertrauen zu erfahren. "Es wäre falsch, jetzt den Schluss zu ziehen, solche Projekte künftig zu unterlassen", sagte Sommer.

Das bekräftigte auch Elternvertreterin Anke Besta: "Die Kinder haben sehr viel fürs Leben mitgenommen. Vor über 300 Zuschauern aufzutreten, ist allein schon eine Leistung." Michael Wilke, der als Vater selbst auf der Unglückstribüne gesessen hatte und am Bein verletzt wurde, sprach dem Zirkus "Lollipop" im Namen der Elternvertretung ebenfalls das Vertrauen aus.

"Wir machen dem Zirkus keine Vorwürfe. Das Projekt hat die Kinder zu großartigen Leistungen motiviert und ihnen sehr viel Disziplin beigebracht." Auch im Interesse von Zirkuschef Robby Ortmann, der eine Woche lang mit Schülern der fünften und sechsten Klassen gearbeitet hatte, wünschten alle Beteiligten eine rasche Aufklärung der Unglücksursache.

Um den Schülern zu helfen, das Ereignis zu verarbeiten, bot die Schulministerin die Unterstützung von Schulpsychologen an. Die Lehrer hatten den unteren Klassen gestern in den ersten Stunden bereits die Möglichkeit angeboten, sich über den Unfall auszusprechen.

Dabei hätten nur wenige "nachwirkende Ängste" gezeigt, sagte der stellvertretende Schulleiter Olaf Korte. Falls gewünscht, könnte ein Rettungswagen zur Schule kommen, um den Schülern zu erklären, was Rettungskräfte bei einem Unglück wie am Samstag machen, sagte Feuerwehrchef Wolfgang Kreggenwinkel.