Flüchtlingsheim soll bald geräumt werden
CDU und FDP sträuben sich gegen den neuen Standort Kastanienallee, verlieren aber die Abstimmung im Sozialausschuss.
Wülfrath. Die marode Gemeinschaftsunterkunft In den Eschen soll aufgegeben werden und Richtung Liegenschaft Kastanienallee 55-59 verlagert werden. Dafür haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Gesellschaft und Soziales bei ihrer jüngsten Sitzung im großen Saal des Rathauses mehrheitlich ausgesprochen — gegen die Stimmen von CDU und FDP. Vorangegangen war eine erneute Debatte, ob der neue Standort wirklich sein muss. CDU und FDP wollten sich nicht auf die Kastanienallee festlegen lassen. Einigkeit bestand parteiübergreifend nur in der Feststellung, dass der Standort In den Eschen auf jeden Fall aufgegeben werden muss.
Christian Schölzel (CDU) bemängelte, dass es an der Standortabwägung fehle. Dies wiederum quittierten SPD, Wülfrather Gruppe, Grüne und Linke mit Kopfschütteln. Peter Schießtel (Wülfrather Gruppe) kritisierte, dass dieses Thema schon zu lange diskutiert werde, man endlich den Faktor Zeit berücksichtigen und zu einer Entscheidung kommen müsse. Ilona Küchler (Linke) betonte ebenfalls die Notwendigkeit, sofort zu handeln, und forderte die CDU auf, Alternativen zu benennen. Diese blieben die Christdemokraten aber schuldig.
Kämmerer Rainer Ritsche warb nachdrücklich für den Verwaltungsvorschlag Kastanienallee, weil die Plätze, die In den Eschen wegfallen würden, sofort ersetzt werden müssten. „Nur dort haben wir die Möglichkeit, noch in diesem Jahr die Plätze in der notwendigen Anzahl einzurichten“, betonte der Kämmerer. Auch könne dort so umgebaut werden, dass sowohl alleinstehende Männer als auch Frauen und Familien untergebracht werden könnten. Für die Kastanienallee wäre laut Rainer Ritsche zudem keine Änderung des Planungsrechts erforderlich. Zudem erklärte der Kämmerer, dass 1,2 Millionen Euro für den Kauf des Gebäudes im Haushalt vorgesehen seien und zusätzlich 700 000 Euro für den notwendigen Umbau.
Mike Flohr, Sozialamtsleiter, über die nicht vorhersehbare Entwicklung in den Krisengebieten
Die aktuellen Zahlen der Asylbewerber und Flüchtlinge war ebenfalls Thema der Ausschusssitzung. Sozialamtsleiter Mike Flohr erläuterte, dass Wülfrath in diesem Jahr voraussichtlich keine Flüchtlinge mehr aufnehmen müsse, weil die Kalkstadt ihre Quote bereits übererfüllt habe. Dies habe die zuständige Bezirksregierung Arnsberg durchblicken lassen. Allerdings müsse die Kommune bis Ende dieses Jahres 71 anerkannte Flüchtlinge unterbringen, zehn bis Ende dieses Monats.
Mike Flohr wies die Ausschussmitglieder darauf hin, dass die künftige Entwicklung nicht planbar sei. „Wie sieht es am 1. Januar 2018 aus?“, fragte er rhetorisch und gab gleich die Antwort: Wir können nicht absehen, welche Folgen die Familienzusammenführung haben wird, wie viele Geburten es geben und wie die Entwicklung in den Krisengebieten aussehen wird. „Wenn dort die Hütten brennen, werden die Leute kurz danach bei uns sein“, sagte der Sozialamtsleiter.
Mike Flohr verwies auch darauf, dass man an Wohnungslose und unterzubringende Personen denken müsse.