Gitarrist verleiht Bach neue Dimension
Reinhard Zalewski setzte Komponisten ungewohnt in Szene.
Wülfrath. Wer Bach nur von den Tasten her kennt, kennt ihn nur zum Teil. sagt Thomas Gerhold, Kantor an der evangelischen Kirche Wülfrath und Gastgeber in der Kulturkirche. Er sprach wohl allen Zuhörern aus der Seele, denn Bach auf der Gitarre ist ein eher seltenes Ereignis. Zu Gast in der Kulturkirche war Reinhard Zalewski, ein im In- und Ausland geschätzter Konzertgitarrist mit einem Programm, das als „Johann Sebastian Bach im Klang der Gitarre“ angekündigt war.
Auf diese hauchfeine, zarte Musik muss man sich erst einmal einlassen. Selten war ein forte zu hören, die Saiten wurden angezupft, Akkorde gab es hin und wieder, aber auch diese schienen im Raum vornehm zu verhallen. Ganz späte Werke des großen Meisters hatte Zalewski ausgesucht und begann mit der Suite a-Moll BWV 997. Das Präludium erklang wohl farbenfroh, aber auf diese stillen Töne legte sich dennoch der Hauch eines Schleiers.
Die Fuge bezauberte mit der ihr eigenen Dynamik und die höfischen Tänze Sarabande und Gigue ließen Assoziationen eleganter mittelalterlicher Gesellschaften zu. So leicht, wie es klang, war es für den Künstler an dem Abend beileibe nicht. Die mitunter komplizierten Griffe konnte ein jeder nur bestaunen.
Auch in der Suite E-Dur BWV 1006a herrschten neben dem Präludium die im Barock so hoch geschätzten gesellschaftlichen Tänze vor. Ob die aus dem Normannischen stammende, etwas bedächtige Loure, die Gavotte, deren Thema sich zum Mitsummen eignete, oder das Menuett: All diesen wohnt ein gewisser Zauber inne, und Zalewski vermochte diesen durch sein famoses Spiel mitzuteilen.
Den Schluss dieses Abends der feinen Klänge bildete die Komposition BWV 998. Ein festliches Thema erklang im Präludium und führte über zu einer großartigen Fuge. Das Hauptthema des von Martin Luther stammenden Weihnachtsliedes „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ stand hier Pate, und mit einer bewundernswerten Spielfreude begeisterte Reinhard Zalewski die Zuhörer. Diese Fuge ist Musikliebhabern als Orgelwerk bekannt, aber die zurückhaltende Feinheit der Gitarrenmusik beeindruckte sehr. Der Künstler wurde am Ende mit viel Applaus belohnt.