Neviges Gläubige kehren zurück in den Dom
Neviges. · Eine Wallfahrtseröffnung ohne Pilger? Eigentlich war geplant, dass die Gläubigen am Freitagabend nur per Internet an der Messe mit Weihbischof Dominik Schwaderlapp teilhaben können. Nachdem seit 1. Mai Gottesdienste wieder öffentlich gefeiert werden durften, hatte Kreisdechant Pfarrer Daniel Schilling, kommissarischer Wallfahrtsleiter und Pfarrverwalter in Neviges, stellvertretend für alle Pilger eine kleine Gemeinde aus Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat zur Messe eingeladen.
Für die Stadt nahmen Bürgermeister Dirk Lukrafka und sein Stellvertreter Emil Weise teil.
„Ich glaube, noch nie an einem solchen Tag war der Dom so leer“, stellte Schilling bei seiner Begrüßung fest, „dennoch ist er jetzt total gefüllt mit allen, die wir in unseren Herzen hierhin mitgebracht haben. Wir tragen sie mit vor das Bild der Mutter Gottes und beten gemeinsam mit ihnen.“
Es sei ihm eine große Freude, den Marienmonat Mai trotz aller widrigen Umstände gemeinsam im größten Wallfahrtsort des Erzbistums eröffnen können“, schloss sich Weihbischof Schwaderlapp an. Er entzündete im Anschluss an die Messe an der Mariensäule die von der Nevigeser Künstlerin Karola Teschler entworfene Wallfahrtskerze.
„Gut, dass die Wallfahrtseröffnung in diesem Rahmen stattfinden konnte. Es waren sehr bewegende Momente“, sagte Lukrafka anschließend. Steffi Weihs, Mitglied des Pfarrgemeinderates, freute sich wieder die Messe zu feiern. Die Nevigeserin begrüßte aber auch die Übertragung im Internet: „Meine Eltern, 84 und 85 Jahre alt, sind total begeistert, dass sie so heute an der Wallfahrteröffnung teilhaben können!“ Das mediale Echo war jedenfalls bemerkenswert: Laut der Website „domradio.de“ verfolgten rund 9000 Menschen den Gottesdienst zur Wallfahrtseröffnung, weitere 800 riefen die Aufzeichnung der Messe ab. Außerdem wurde diese vom Fernsehsender EWTN übertragen, dazu lagen am Abend aber noch keine Zahlen vor.
Die Teilnahme der Gremienvertreter an der Messe markierte indessen nicht nur die Rückkehr der Gemeinde in die Gottesdienste, sie war zugleich ein erster Testlauf: Am kommenden Wochenende sollen nach gründlicher Vorbereitung und unter Einhaltung aller Hygiene-, Abstands- und Ordnungsregeln erstmals wieder öffentliche Messen gefeiert werden. Völlig offen ist dagegen, wie sich in diesem Jahr die Wallfahrt gestalten wird. Angesichts der ungewissen Dauer der Corona-bedingten Restriktionen erscheinen große Pilgertreffen kaum realistisch: „Den Kroaten mussten wir bereits absagen“, bedauert Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz – sie pilgern traditionell am Pfingstmontag nach Neviges und feiern die Wallfahrt mit einem großen Fest. Wie berichtet, überlegen die Dülmener noch, ob sie ihre Wallfahrt am letzten Sonntag im Juni erstmals seit 1682 ausfallen lassen. Die Schlesier, die Ende Juli das 25-jährige Bestehen ihrer Mutter-Anna-Wallfahrt feiern wollten, haben sich vor einigen Tagen bereits zur Absage entschlossen: „Das schmerzt uns sehr“, sagt Initiator und Organisationsleiter Damian Spielvogel. Die gegenwärtige Situation lasse keine andere Wahl: „Die Gesundheit der Pilger und Besucher steht bei einer Mutter-Anna-Wallfahrt immer im Vordergrund.“
„Einzelpilger sind in jedem Fall herzlich willkommen“, betont Stefanie Schmitz. Zur Zeit wird erörtert, wie ein Wallfahrtsprogramm unter den gegenwärtigen Bedingungen aussehen könnte. Der Mariendom ist nach wie vor unter Beachtung der bekannten Hygieneregeln täglich von 9 bis 17 Uhr für das persönliche Gebet geöffnet, der Domladen ist auch wieder offen. Pilgersaal und Glockentreff bleiben zunächst geschlossen. Auch steht noch nicht fest, ab wann und in welchem Umfang wieder Gottesdienste an den Werktagen, Marienfeiern und Andachten stattfinden können. Eine mögliche Option könnten Veranstaltungen unter freiem Himmel sein, etwa auf dem Platz vor dem Mariendom oder auf dem Marienberg: Das muss abgestimmt werden.