Liebe und Humor aus dem hohen Norden
Kultur: Das Ohnsorg-Theater spielt im Stadttheater. Nur wenige Plätze blieben leer.
Ratingen. Das ist das Gute an Deutschlands alten Traditionstheatern: Man weiß immer, was einen erwartet und wird so nie enttäuscht. Was in der hiesigen Region die Millowitschs sind, das sind in Norddeutschland die Ohnsorgs, und die gastierten am Sonntagabend mit dem Klassiker "Meister Anecker" im Ratinger Stadttheater.
Spätestens seit den Fernsehaufzeichnung aus den 70er Jahren ist die Hamburger Volksbühne in der ganzen Bundesrepublik ein Begriff, so dass es nicht überraschte, dass nur wenige Plätze im Stadttheater leer blieben.
Die Handlung des Stückes ist schnell erzählt: Der junge Bürgermeister des Städtchens hat ein Auge auf die hübsche Elsbe, die Schwägerin des Schuhmachers Anecker geworfen. Er ist aber zu schüchtern, sie direkt anzusprechen. Daher scharwenzelt er ständig um das Haus des Schusters und kommt eines Tages auf folgenden Plan.
Er reklamiert ein Paar Schuhe, die Anecker für ihn gefertigt hat. Als sei dieser Angriff auf seine Handwerkerehre nicht genug, fürchtet der hitzköpfige Meister nun auch noch, der Stadtoberste habe es nicht etwa auf Elsbe, sondern auf seine Frau Lene abgesehen. Und die hat nur darauf gewartet, ihrem griesgrämigen Mann eine Lektion zu erteilen und lässt ihn nur zu gerne in dem Glauben.
Mit Rücksicht auf das hiesige Publikum verzichtete das Ensemble des Ohnsorg-Theaters weitestgehend auf die niederdeutsche Sprache. Für die Verständlichkeit des Textes war das zwar sehr förderlich, aber einen Nachteil hatte diese Entscheidung des Ohnsorg-Ensemble: Das typische "Ohnsorg-Flair" kam nur selten auf. Lediglich der stets angesäuselte Geselle durfte in breitestem Platt sprechen, ansonsten blieb es beim ganz leicht eingefärbten Hochdeutsch.
Mehr gab es an dem Theaterabend jedoch nicht zu bemängeln: Die Darsteller legten sich für das Ratinger Publikum gehörig ins Zeug, um den altbekannten Schwank von August Lähn zugleich traditionsbewusst und zeitgemäß, vor allem aber mit viel Schwung ins Hier und Jetzt zu transportieren - was auch bestens gelang.