Wülfrath: Gemeinsam statt einsam im Alter

Im neuen Haus Heinersdorff der Diakonie können jeweils zehn alte Menschen in vier Wohngemeinschaften zusammenleben.

Wülfrath. "Meinen Fernsehsessel, meine Stehlampe und meine Tagesdecke habe ich selbst mitgebracht. Bei mir herrscht ganz gemütliche Stimmung", sagt Isolde Höfler und lässt den Blick durch ihr neues, Licht durchflutetes Zimmer schweifen. Seit März wohnt die 86-Jährige jetzt im Haus Karl-Heinersdorff, dem neuen Alten- und Pflegeheim der Bergischen Diakonie Aprath. Dort leben vier Wohngemeinschaften à zehn Personen in einem ganz modernen Gebäude.

Besondere Berücksichtigung erfahren Menschen mit Demenz. "Wir nehmen aber auch Menschen mit somatischen Erkrankungen auf. Alle sollten jedoch ein bestimmtes Maß an Restfähigkeiten besitzen", sagt Heimleiter Siegfried Hesse.

Auch Isolde Höfler hat Demenz. Den Satz des Pythagoras kann sie aber immer noch auswendig. "Ich war Physiklaborantin bei Bayer, da vergisst man so was nicht", sagt sie. Andere Dinge klappen aber nicht mehr so gut. "Jeder Bewohner hat noch seine Fähigkeiten. Der eine kann noch gut Kartoffeln schälen, der andere spült vielleicht lieber", sagt Andrea Höller, Pflegedienstleiterin der Einrichtung. "Unser Ziel ist es, den Menschen ihren Alltag zu erhalten. Wenn sich jeder einbringt, dann unterstützen sie sich gegenseitig."

Pro Gruppe gibt es eine Pflegekraft, die die Bewohner im Alltag begleitet. Zusätzlich teilen sich immer zwei Gruppen eine Hauswirtschafterin. Aber die Bewohner sollen möglichst viel alleine machen, soweit sie das noch können: "Dadurch entsteht eine ganz familiäre Atmosphäre. Ich hoffe, so sehen Heime in Zukunft immer aus", sagt Altenpflegerin Simone Rottmann. "Jeder hat seine Aufgaben, keiner wartet nur darauf, das ihn jemand besucht."

Den Alltag gestalten die Bewohner selbst, sofern ihre Erkrankungen das zulassen. "Wir haben zum Beispiel keine festen Weck- und Nachtzeiten. Jeder kann das selbst entscheiden", so Hesse. Gymnastik, Musikstunden und Ausflüge gehören zur Tagesgestaltung dazu.

Zum Konzept gehört auch, dass die Bewohner ihre Zimmer mit persönlichen Dingen einrichten können. Nur eines wird vom Heim gestellt: das Bett. "Es muss ein Pflegebett sein, falls sich ein Zustand verschlechtert. Denn alle Bewohner können bis zum Tod bleiben, keiner muss ausziehen", so Heimleiter Hesse.

Die Einrichtung ist barrierefrei und rollstuhlgerecht. Auch vom ersten Stock gelangen die Bewohner über eine Brücke ganz leicht in den Außenbereich. Alle Räume sind hell und freundlich, tiefe, bis zum Boden gehende Fenster sorgen für viel Tageslicht. Zur Orientierung für die Bewohner ist der Mittelpunkt jeder WG ein Atrium.

Zwei Wohngemeinschaften sind bereits belegt. 20 weitere Plätze werden momentan vergeben. "Das Konzept wird sehr gut angenommen. Eigentlich alle, die sich unsere Einrichtung ansehen, wollen auch einziehen", freut sich Siegfried Hesse über den Erfolg.