Lintorf: Waldsee steht zum Verkauf
Verkauf: Das 9,6 Hektar große Gelände ist für eine knappe Million Euro zu haben. Zu nutzen ist es kaum.
Lintorf. "Waldsee-Lintorf zu verkaufen. Wasserfläche 65753Quadratmeter, Randgrundstücke können ebenfalls erworben werden. Infos: Telefon ..." Was auf den ersten Blick als Jux erscheint, ist tatsächlich ernst gemeint. Der Lintorfer Waldsee, das idyllisch gelegene Gewässer zwischen Waldseesiedlung, Am Birkenkamp und dem Waldfriedhof steht tatsächlich zum Verkauf an. "Das Gelände gehört meiner Schwiegermutter, die ist 83 Jahre alt und kann sich nicht mehr darum kümmern", erklärt Horst Knirim auf Anfrage unserer Zeitung. Er habe den Waldsee bereits der Stadt und dem Kreis zum Verkauf angeboten, dort habe man aber dankend abgewunken.
Zusammen mit Randgrundstücken direkt am See handele es sich um eine Gesamtfläche von gut 9,6Hektar. Knirims Preisvorstellung? "Zehn Euro pro Quadratmeter wären wohl nicht zuviel." Macht in der Summe 960000 Euro.
Angesichts der Ratinger Grundstückspreise klingt das nach Super-Schnäppchen. Ist es aber nicht. Denn der Waldsee und die umliegenden Flächen sind Naturschutzgebiet - mit entsprechenden Ver- und Geboten. Das macht jegliche Nutzung des Geländes praktisch unmöglich.
Dass der See mit Umgebung unter Naturschutz gestellt wurde, empfindet Knirim als Form der Enteignung. Die Familie Muscheid, die auch die Breitscheider Deponie betrieben hat, habe das Gelände einst vom Verein Waldseesiedlung gekauft und musste den See sogar noch ausbaggern lassen. "Zwei Millionen Mark hat das damals gekostet." Versuche, die Randgrundstücke bebauen zu lassen, seien allesamt gescheitert.
Schon etliche Interessenten hätten sich bei ihm gemeldet, sagte Knirim. Doch das Interesse lässt schnell nach, wenn das Stichwort Naturschutzgebiet fällt. Denn es bedeutet nicht nur Ausschluss jeglicher Nutzung, sondern zugleich auch hohe Kosten.
Die Eigentümer sind dafür verantwortlich, dass das Biotop regelmäßig gehegt und gepflegt wird. Außerdem sind sie für die Wegesicherungspflicht zuständig. Einfach einen Zaun zu ziehen und den eigenen Grund und Boden für Außenstehende abzusperren, ist auch nicht erlaubt: Denn ab einer bestimmten Größe ist man verpflichtet, das Gelände der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Manfred Fiene, Leiter des städtischen Grünflächen- und Umweltamtes, bestätigte, dass die Stadt kein Interesse an der Liegenschaft habe. "Wir haben gut 300 Hektar öffentliche Grünanlagen zu pflegen, da ziehen wir uns nicht neue Flächen an Land." Unter Naturschutz stehe der Waldsee seit etwa sieben, acht Jahren.
Davor war er seit Anfang der 80er-Jahre als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Schon damals sei eine Bebauung ausgeschlossen gewesen. "An dem Status Naturschutzgebiet ändert sich auch durch einen Eigentümerwechsel nichts", betonte Fiene. Baugrundstücke werde es also am oder rund um den Waldsee nicht geben.
Fiene räumte ein, dass die Pflege eines solchen Naturschutzgebietes recht kostenintensiv ist. Der Waldsee gelte als wichtiges Rastbiotop für Wasservögel, besonders für Haubentaucher. Auch die selten gewordenen Eisvögel oder Wasseramseln gebe es hier noch. Fiene: "Um das Naturschutzziel zu erreichen, braucht es einen Pflegeplan. Man darf nicht alles sich selbst überlassen."