Männerwelt: Eine junge Frau zwischen schrauben und shoppen
Sie hat’s geschafft. Christiane Wigger arbeitet in der Kfz-Werkstatt der Stadt. Und das ist immer noch alles andere als normal.
Ratingen. Welches Klischee Christiane Wigger zuerst bricht, ist ihr eigentlich egal. Am Ende sind es sowieso alle, da spielt die Reihenfolge keine Rolle. Christiane Wigger ist Kraftfahrzeug-Mechatronikerin. Das gibt es, selten zwar, aber mit steigender Tendenz.
Inzwischen, knapp vier Jahre später, ist die junge Frau schon ein alter Hase in der Männerwelt. Die Kollegen akzeptieren sie und haben Respekt vor ihrer Leistungsfähigkeit. Kein Sonderstatus, kein übertriebenes Kavaliergetue - die Gesellin muss anpacken, damit im Fuhrpark der Stadt Ratingen die Räder rollen.
Christiane arbeitet in der kommunalen Kfz-Werkstatt, und ihr Meister, Wolfgang Küpper, ist froh darüber. Denn der noch junge Beruf Kfz-Mechatroniker stellt besondere Anforderung. Die ehemalige Realschülerin Wigger erfüllt sie. "Wer die Lehre machen will, braucht schon gute Mathematik- und Physikkenntnisse", erklärt Küpper. Deshalb kämen auch nur Jugendliche als Auszubildende in Betracht, wenn sie mindestens über einen qualifzierten Hauptschulabschluss verfügen oder eben die Realschule besucht haben. So, wie seine neue Kollegin.
Die fährt übrigens mit einem VW-Lupo vor. Nichts Übermotorisiertes, nichts, womit "Schrauber" ihre Kumpels gemeinhin sonst so zu beeindrucken versuchen - tiefer, breiter, schneller, lauter. Zugegeben, der Auspuff ist etwas dicker, aber davon abgesehen ein ganz normales Auto für eine ganz normale junge Frau.
Und auch sonst steht Christiane im krassen Gegensatz zu Schraubenschlüssel und Schmiere. Sie widerlegt das Bild, das viele von jungen Frauen im Handwerk haben. Für die neue Gesellin ist es schlicht Alltag, dass sie die schicken Klamotten morgens gegen einen Blaumann tauscht und abends der Mode wieder den Vorzug gibt. "Ich shoppe gern", sagt sie. " Ich habe ein richtigen Schuhtick."
Und wann hat sie das letzte Mal mit Puppen gespielt? "Mit Puppen? Nie. Autos waren mir lieber. Und mit den Junges ein bisschen Fußball spielen." Natürlich. Christiane Wigger erfüllt ja keine Klischees.