Neviges: Der Boden im Schloss bricht auseinander
Denkmal: Bei der Sanierung des Schlosses sind massive Schäden am Kellergewölbe zu Tage getreten. Noch ist unklar, wie sie repariert werden können.
Neviges. Ein Brett quer vor dem Eingang versperrt den Zutritt zum Rittersaal: Nachdem jetzt das Parkett entfernt wurde, sind die Schäden an den darunter liegenden Gewölben auch für jeden Laien deutlich erkennbar.
Beim Gedanken an den bei vielen Veranstaltungen vollbesetzten Saal darf man wohl von Glück reden, dass der Boden trotz der massiv geschädigten Statik bis zur Schließung des Schlosses gehalten hat. Fachplaner, Architekten und Statiker arbeiten zurzeit an der statisch-konstruktiven Sicherung des Gebäudes.
Zwei tonnenförmige Gewölbe durchziehen den Raum: "Mit einer Lehmschüttung aufgefüllt, lag darauf das Parkett", erläutert Udo Misiak, Bautechniker der städtischen Fachabteilung Umwelt- und Stadtplanung. Während die beiden Rundbögen links noch halbwegs vertrauenswürdig aussehen, haben sie sich rechts sichtbar gesenkt.
Und damit nicht genug: Ein gewaltiger Riss zieht sich quer über das hintere Gewölbe. Außerdem fehlen in regelmäßigen Abständen Steine im Scheitel der Gewölbekappe: "Den Spuren nach lag hier früher ein Balkenboden", sagt Misiak.
Um die Bodenhöhe anzugleichen, hatte man wohl den vermeintlich einfachsten Weg gewählt und kurzerhand Ziegel unter den Balken entfernt - damit jedoch die für die Stabilität der Rundbögen wichtigsten Steine entnommen.
Eine Etage tiefer sieht die Unterseite nicht viel besser aus. An der Ostseite klafft ein handbreiter Spalt zwischen Gewölbe und Mauerwerk: "Die Wände bewegen sich nach außen", erklärt Misiak.
Sie müssen wahrscheinlich, wie bei alten Kirchengewölben, durch Stahlanker gesichert werden. Die Ziegel wiederum sind durch die Druckbelastung teilweise morsch, lassen sich mit den Fingern zerbröseln.
Die rechte Seite des Gewölbes unter dem Rittersaal sei wohl nicht zu retten, befürchtet Misiak. Wie es dort weitergeht, werde gerade mit der Oberen Denkmalbehörde abgestimmt.
Zur Rettung der linken Gewölbeseite wurde vor einigen Tagen in einem Versuchsfeld Spezial-Mörtel in die Fugen eingepresst. Sollte der Belastungstest nach dem Aushärten in einem Monat zeigen, dass das Verfahren Erfolg hat, könne man damit die weniger geschädigte linke Seite sanieren.
Unterdessen misst Architekt Björn Dußmann in luftiger Höhe auf dem Gerüst die Löcher und Risse aus, die nach Entfernen des Putzes in den bis zu zwei Meter starken Außenwänden zu erkennen sind.
Als "Schweizer Käse" bezeichnet Misiak die voller Überraschungen steckende alte Burg - neben etlichen Hohlräumen, Löchern, vermauerten Türen und Durchgängen findet sich jede Art von Mauerwerk vom Bruchstein über Ziegel, Schiefer bis zu moderneren Baustoffen.
Es sei nicht immer erfreulich, was da manchmal ans Tageslicht komme, sagt Projektleiter Udo Misiak, aber allemal spannend: "Das Schloss ist einfach ein faszinierendes Gebäude."