Ratingen/Neviges: Ein Leben unter dem Kreuz
Bruder Lambertus hat sich entschieden: Von heute an will er lebenslang Franziskaner sein.
Ratingen/Neviges. Hinterrücks wurde der heilige Lambertus um 705 nach Christus ermordet, er wurde erstochen wegen seines christlichen Glaubens. Die Geschichte ist Jahrhunderte alt. Doch dem Ratinger Michael Terveer (33) ist sie wichtig.
Als Bruder Lambertus legt er am Samstag sein ewiges Gelübde als Franziskaner im Mariendom zu Neviges ab. Den Namen des Heiligen Lambertus hat er als Ordensnamen gewählt. "Er stand mir nahe, in Düsseldorf war ich in der Gemeinde St. Lambertus in einer Jugendgruppe", sagt er.
Der Franziskaner wurde am 27. Mai 1977 getauft, da hieß er Michael. Er wuchs in Ratingen-Lintorf auf und zunächst deutete nichts darauf hin, dass er einmal einem Orden beitreten und den Namen Lambertus tragen würde.
Er ging zur Kommunion in St. Anna Lintorf, wurde Messdiener. Es gefiel ihm in der Gemeinde, er brachte sich ein. Dann wurde er vom Geistlichen Christiaan Aarts gefragt, ob er den Küster vertreten könne, ihm lägen doch die kirchlichen Dinge so am Herzen. Michael Terveer war noch recht jung, doch er tat es mit Freude.
Nach der Höheren Handelsschule absolvierte er eine Lehre als Steuerfachangestellter, doch als er 2000 seine Prüfung bestanden hatte, konnte er sich nicht vorstellen, Zeit seines Lebens mit Zahlen und Steuererklärungen zu hantieren. "Kannst Du Dir nicht einen Beruf in der Kirche vorstellen, vielleicht möchtest Du Priester werden?", wurde er in der Gemeinde oft gefragt. "Erstmal nicht", hat er geantwortet.
Natürlich hatte es auch Freundinnen in seinem Leben gegeben. Ein Besinnungswochenende im Albertinum Bonn, Gespräche mit Pfarrer Joachim Decker, eine weitere Schulzeit im Kollegium Marianum in Neuss, wo er das Fach-abitur ablegte, die Beschäftigung mit dem heiligen Franziskus und der Heiligen Klara in Nonnenwerth halfen ihm bei der Findung des christlichen Berufs.
Den Entschluss fasste er schließlich bei einer Auszeit in den Ferien in Hermeskeil bei Trier, wo er im Garten arbeitete und dabei so richtig zur Ruhe kam. Nicht die Zahlen im Steuerwesen, sondern der Orden der Franziskaner sollten in seinem Leben künftig die größte Rolle spielen.
Nicht als Priester, sondern als Ordensbruder. Fortan lebte er im Konvent, im Düsseldorfer Franziskanerkloster. Er machte Praktika, wurde Postulat, trat sein Noviziat in Nürnberg an. Er legte die zeitliche Profess ab - damit hatte er sich noch nicht gänzlich an den Orden gebunden.
Die Eltern waren überrascht, als sie von den Plänen ihres jüngsten Sohns erfuhren, die Großeltern noch mehr. "Sehen wir Dich dann überhaupt noch mal?", war die Frage. Vor sechs Jahren kam Bruder Lambertus nach Neviges, arbeitete dort als Sakristan, unterstützte seitdem Bruder Stephan.
Seine Arbeit ist vielseitig. Regelmäßig packt er einen Koffer für die Messen, die die Patres auf dem Nevigeser Marienberg halten. Gewänder, Kelche und auch die Hostien, die aber noch ungeweiht sind, müssen verpackt werden.
"Ich muss das Kirchenjahr kennen, wissen, welche Farben das Messgewand jeweils haben muss, ich muss die Glaubenslehre kennen", sagt er. Praktisches Wissen braucht er auch. Ein Goldschmied hat ihm gezeigt, wie Monstranz, Kelche und Hostienschalen fachmännisch gereinigt werden.
Am heutigen Tag bindet Bruder Lambertus sich auf Lebenszeit an den Orden. "Ich habe mich gegen eine eigene Familie entschieden." Er trägt die braune Kutte mit dem weißen Gürtel der drei Knoten.
Natürlich legt er die Kutte auch mal ab. Wenn er beispielsweise ein Konzert seiner Lieblingsgruppe Godewind aus Norddeutschland besucht. "Da werde ich schon vermisst, wenn man mich nicht sieht", sagt er, "die wissen, dass ich im Orden bin". Orgelspiel ist sein Hobby und er freut sich auf die neue Orgel im Mariendom.
Den Dom in Neviges hat er lieben gelernt. "Als ich dort ankam, war es Herbst, die Kirche dunkel. Doch als im Frühjahr die Sonne durch die Rosenfenster schien, war ich überwältigt", sagt er. Sein Tag beginnt früh.
Um 6.45 Uhr ist das Morgengebet. Vor 22.30 Uhr schafft er es kaum, ins Bett zu kommen. Es gibt viel zu tun im Kloster. Und dann gibt es noch das Fitness-Training im Velberter Studio. "Da habe ich mir manches überflüssige Pfund abtrainiert", sagt er stolz, "ich esse gern und bin ein guter Futterverwerter."
Und auch die Familie kommt nicht zu kurz. Mindestens zweimal im Jahr wird in Neviges gemütlich Kaffee getrunken.