Neviges: Zehn Jahre Sahle-Viertel

Rund 1.000 Menschen leben heute in dem Wohngebiet, das zunächst durchaus umstritten war.

Neviges. Am kommenden Samstag feiert Sahle Wohnen mit den Bewohnern am Rosenhügel ein Jubiläum: Vor zehn Jahren war mit dem Bezug der letzten Wohnungen der größte Teil der neuen Bebauung abgeschlossen.

Ende der 1980er-Jahre und im nachfolgenden Jahrzehnt war auch in Velbert der Druck auf den Wohnungsmarkt erheblich. Zigtausende ehemalige DDR-Bürger zog es gen Westen, viele wurden auf der Suche nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen in der Schlossstadt fündig. Vor diesem Hintergrund sollte auf den von Feldern und Wiesen landwirtschaftlich geprägten Flächen am Rosenhügel neuer Wohnraum entstehen.

Nachdem anfänglich eine Bebauung in städtischer Regie in der Diskussion war, begann im Januar 1992 die Suche nach Investoren. Als Partner fand die Stadt die Firma Sahle, die bereits Jahre zuvor einen Teil der Losenburg bebaut hatte. "Bei vielen Nevigesern stieß das Vorhaben aber zunächst auf große Skepsis", sagt Heiderose Semeria, Leiterin des Sahle-Wohnmanagements Süd/West. Sie befürchteten die Entstehung eines sozialen Brennpunktes, zumal die ersten Pläne der Stadt noch eine achtgeschossige Bebauung vorsahen. Davon kam man jedoch schnell ab und setzte die Geschosszahl deutlich herunter.

Am 27. August 1997 reiste der damalige Landesbauminister Michael Vesper nach Velbert, um persönlich den Grundstein für das neue Quartier zu legen - das Land hatte immerhin 125 Millionen D-Mark an Fördermitteln zugesagt. Damit sollten Häuser mit Zuschnitten vom Ein-Zimmer-Apartment bis zur Vier-Raum-Wohnung errichtet werden, außerdem frei finanzierte Wohnungen, Eigentumswohnungen und Kaufreihenhäuser. Ziel war eine Mehrgenerationensiedlung, und so beinhalteten die Baupläne auch 50 seniorengerechte Wohnungen. Zwei Jahre später zogen die ersten Mieter ein, und im Sommer 2000 war das Gros der Gebäude belegt.

Eine Lücke blieb jedoch: Sahle und Stadt konnten sich nicht über den Bau eines Kindergartens einigen, der ursprünglich an der Werner-Buschmann-Straße geplant war. Nachdem die Stadt eine neue Tagesstätte an der Adalbert-Stifter-Straße errichtet hatte, wurde die ehemalige Kitafläche vor zwei Jahren für Wohnungsbau freigegeben. Dort wurden unter anderem weitere 21 altengerechte Apartments gebaut, die im Frühjahr dieses Jahres bezogen wurden.

Heute zählt Sahle rund 1000 Bewohner jeden Alters in mehr als 400 Wohnungen. Nur sieben aktuelle Leerstände sind ein Hinweis darauf, dass die Menschen gern im Viertel leben: "Wir legen großen Wert auf ein funktionierendes Zusammenleben", sagt Semeria.

Dazu tragen auch die vielen Kooperationen bei. So gehört die Wohnungsbaugesellschaft unter anderem dem Bündnis für Familie an, arbeitet mit Diakonie, Kindertagesstätte "Zwergenhaus", den Gemeinden vor Ort zusammen, ab Oktober bietet außerdem der SKFM eine U3-Betreuung an: "So gut wie in Velbert sind wir in keiner anderen Stadt vernetzt", so Semeria.

Daneben sind die Bewohner des Rosenhügels auch selbst bereit, sich zu engagieren. So haben die neu zugezogenen Senioren schon einiges zur Freizeitgestaltung entwickelt, von Basteltreffs bis zu Vorlesestunden für die Kinder im Quartier. Im November ist sogar ein Lateinamerikanisches Konzert geplant, sagt Seniorensprecherin Christel Klöcker.