Rathaus: Wie viel Raum wird gebraucht?
Die FDP-Fraktion fordert klare Angaben über Raumprogramm und Personalbedarf. Ein Standort an der Stadthalle wird ausgeschlossen.
Ratingen. Explodierende Kosten, nicht nachvollziehbares Raumprogramm und ungeklärter Personalbedarf: Für die Fraktion der FDP gibt es beim Thema Rathaus-Neubau noch viele Fragezeichen. Am Donnerstag wird der Hauptausschuss sich damit auseinandersetzen.
Bei der Standortfrage wollen die Liberalen "auf keinen Fall" den von der CDU favorisierten Standort an der Stadthalle mittragen, erklärte Fraktionsvorsitzender Horst Becker. Eine der letzten großen Frei- und Grünflächen im Stadtkernbereich dürfe nicht für "dieses Prestigeobjekt" verplant werden. Mit der von der SPD bevorzugten Splitlösung kann sich die FDP eher anfreunden - "mangels vertretbarer Standortalternativen": Neubau für die Verwaltung am Krumbachskothen, Unterbringung von Bürgerbüro, Ratssaal, Bürgermeisterbüro und Fraktionsräumen an der Minoritenstraße.
Was die Liberalen jedoch erzürnt, ist, dass es bei den bisherigen Vorlagen der Verwaltung unklare und zum Teil auch widersprüchliche Angaben zum tatsächlichen Raumbedarf wie auch der Zahl der Mitarbeiter gebe.
"In den Vorlagen gibt es bei der Bruttogeschossfläche eine Differenz von 900 Quadratmetern, das sind fast zehn Prozent. Das ist alles viel zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt", so Becker. Besonders vermisse man ein nachvollziehbares Raumprogramm und einen an der Zukunft orientierten Personalbedarf. Die demographische Entwicklung werde auch an Ratingen nicht spurlos vorbei gehen. Aber auch neue Technologien müssten - etwa durch Heimarbeitsplätze - bei der Personalentwicklung berücksichtigt werden.
Apropos neue Technologie: Die 1,2 Millionen Euro, die für eine neue Datenverarbeitung vorgesehen sind, hält die FDP-Fraktion für nicht vertretbar. "Gerade in diesem Bereich kann man mit Kooperationen, etwa mit dem Kreis, viel sparen - gerade, wenn alle paar Jahre neue Hard- und Software angeschafft werden muss", begründet Becker.
Bedenken hegt die FDP auch hinsichtlich der Bebauung des Altstandortes an der Minoritenstraße. Ein attraktives Geschäftszentrum könnte der Innenstadt an anderer Stelle schaden. "Wir haben derzeit etwa an der Ober-straße genug Leerstand. Auch ein Standort an der Stadthalle würde die Fußgängerströme ganz neu leiten." Einen weiteren "Knackpunkt" sieht man in den Baukosten. Die von der CDU geforderte Deckelung auf 27 Millionen hält Becker für unseriös, Experten gehen vielmehr von Summen um die 50 Millionen Euro aus.