Ratingen: Abzocke durch Kanalsanierer

Bis 2015 müssen alle Hausanschlüsse auf Dichtheit geprüft werden. Unseriöse Firmen geben vor, im Auftrag der Stadt aktiv zu sein.

Ratingen. WZ-Leser Peter Paul Sand wurde gleich misstrauisch, als ihm die Wuppertaler Firma quasi an der Haustür ein verlockend günstiges Angebot unterbreitete: Zum Schnäppchenpreis würde man die Hausanschlüsse untersuchen, bot die Firma BK Abwassertechnik an. Und als dann noch irgendetwas von "im Auftrag der Stadt" fiel, roch Sand engültig Lunte. Ein Anruf im Tiefbauamt brachte sofort Klarheit: Weder im Auftrag noch auf Veranlassung der Stadt sind Firmen im Stadtgebiet für Kanalprüfungen unterwegs. Und Peter Sand war nicht der einzige, dem ein solches fragwürdiges Angebot unterbreitet wurde. In den vergangenen Tagen gingen Dutzende Anrufe und Mails mit entsprechenden Rückfragen in der Verwaltung ein.

Hintergrund des oftmals unseriösen Treibens ist die gesetzliche Verpflichtung für alle Grundstückseigentümer, die Abwasserrohre auf Dichtheit prüfen zu lassen. Nach einer Novelle des Landeswassergesetzes müssen bis zum Jahre 2015 alle Ans+chlüsse untersucht worden sein. "Die Sache eilt also keinesweg so, wie diese Firmen es gerne darstellen", erklärt Heinz-Willi Varlemann, Leiter des Tiefbauamtes. Lässt die Stadt die Leitungen überprüfen, würde sie die Eigentümer in jedem Fall vorher informieren. Außerdem könnten sich beauftragte Firmen und städtische Mitarbeiter entsprechend ausweisen.

Nach Ansicht Varlemanns nutzen derzeit nicht unbedingt seriöse Unternehmen die Ängste der vieler Bürger aus - vor allem ältere Menschen würden gezielt ausgesucht. Die Masche ist dabei denkbar einfach: Unter Hinweis auf das neue Gesetz bietet man zunächst eine extrem günstige Kanalinspektion an. Varlemann: "Für diese Preise ist das normalerweise gar nicht zu machen." Dabei würden meistens Defekte in der Kanalisation festgestellt, die gar nicht da sind, und schnell ein Reparaturangebot unterbreitet - "zu völlig überhöhten Preisen." Varlemann hat schon von "Angeboten" gehört, wo bis zu 18000 Euro für ein paar Meter Kanalanschluss-Sanierung verlangt worden seien.

"Seriöse Unternehmen würden bei einer Video-Untersuchung der Abwasserleitungen die Eigentümer erklärend einbeziehen. "Mit der Kamera kann man schon gut erkennen, ob es Risse oder Brüche in der Leitung gebe, ob Wurzeln eingewachsen sind. Ein Druckprüfung zeigt dann auch, ob die Rohre dicht sind." Je nach Zustand könne ein defektes Rohr mit einem eingezogenen Kunststoff-Einsatz saniert werden, was natürlich deutlich günstiger wäre als ein kompletter Austausch mit offener Baugrube, die richtig teuer werden kann. Varlemann schätzt dabei 1000 Euro pro laufenden Meter als Maximalpreis.