Ratingen: Äthiopierin redet deutsche Mitschüler beim Rhetorikwettbewerb an die Wand

Mara Dehnhardt kam mit drei Jahren nach Deutschland. Jetzt hat sie den Redewettbewerb des Berufskollegs gewonnen.

Ratingen. Mara Dehnhardt ist einfach nur glücklich und auch ein wenig stolz auf sich selbst. Darf sie auch sein: Die 19-jährige Äthiopierin hat den Redewettbewerb des Adam-Josef-Küppers-Berufskollegs gewonnen.

Daran haben immerhin zehn Kurse mit je 25 Schülern und Schülerinnen der Oberstufe teilgenommen. Neben der Urkunde, die dem Zeugnis beigelegt wird, konnte sich Mara, die als Dreijährige nach Deutschland kam, vor den anerkennenden Glückwünschen der Jury, darunter Lehrer und Vertreter der Wirtschaft, und ihrer Mitschüler kaum wehren.

Initiator ist der Deutschlehrer Konstandinos Drossos. "Reden zu analysieren steht im Lehrplan für Deutsch, aber auch Reden zu halten. Deshalb bin ich auf die Idee gekommen, beides zu machen. Bisher wurden Reden sehr vernachlässigt, weil es nicht prüfungsrelevant ist." Seine Idee setzte der engagierte Deutschlehrer sofort in die Tat um. Nach der gelungenen Premiere ist er davon überzeugt, dass dieses Projekt im nächsten Jahr fortgesetzt wird.

Für die Siegerin hat dieser Wettbewerb eine ganze Menge gebracht: "Ich habe gelernt, wie man bewusst rhetorische Mittel einsetzt." Beispiel gefällig? Mara weiß jetzt, dass die Sonne nicht nur scheint wie überall, sondern auch brennt. "Diese rhetorischen Mittel habe ich ganz bewusst bei meinem Vortrag über die Beschneidung der Frauen in Afrika eingesetzt.

Dadurch fühlten sich die Zuhörer fast schon wie im heißen Afrika." Zudem verstand es Mara, durch ihre Ruhe, den Blickkontakt zu den Zuhörern und das Einlegen von kleinen Pausen an der richtigen Stelle, damit das gerade Gehörte vom Publikum verarbeitet werden kann, die Jury vollends zu überzeugen", sagt Lehrer Drossos.

30 Punkte wurden verteilt. Für Inhalt und Sprache (klarer Aufbau, überzeugende Argumentation, sprachliche Mittel) gab es 15 Punkte, die gleiche Punktzahl für die Präsentation des Vortrages (freier Vortrag, Körperhaltung, Intonation). Mara wurden alle 30 Punkte zugesprochen. Platz zwei ging an Philippe Terhorst (23 Punkte) vor Nikola Steinbrink (20 Punkte).

Mara beschäftigt sich seit dem 16. Lebensjahr bewusst mit dem Thema Beschneidung afrikanischer Frauen. Bücher und Medienberichte hat sie geradezu verschlungen. "Für den vierminütigen Vortrag habe ich viel in der Schule und zu Hause geübt. Deswegen ging mir die schriftliche Arbeit und auch das freie Reden locker von der Hand", erzählt die 19-Jährige. "Aber ein bisschen nervös war ich doch vor meinem Redevortrag", gibt Mara später zu.

Für Deutschlehrer Drossos hat sich das Projekt "Redewettbewerb" auf jeden Fall gelohnt. "Als begleitender Lehrer habe ich gesehen, wie sich die Schüler weiterentwickeln. So haben sie zum Beispiel gelernt, die Reden kritisch zu beurteilen. Das haben sie geschafft, ohne einen Klassenkameraden irgendwie zu verschonen. Und alle Kursteilnehmer können Reden nun viel besser analysieren, da sie endlich wissen, worauf es ankommt", sagt Konstandinos Drossos.