Ratingen: Großalarm bei Feuer in Ratingen West
Eine Wohnung im sechsten Stock branntein Ratingen West völlig aus. Das Haus an der Berliner Straße wurde evakuiert. Nur eine Person wurde verletzt.
Ratingen. "Wenn das nachts passiert wäre... nicht auszudenken!" Fassungslos und gleichzeitig gebannt schaut die ältere Dame auf das Haus Berliner Straße 54, wo im sechsten Obergeschoss Flammen aus den Fenstern schlagen. Dunkler Rauch hüllt die darüber liegenden Stockwerke ein, färbt die Balkone tiefschwarz.
Die Feuerwehr löste wegen der vielen Notrufmeldungen schon während der Anfahrt Großalarm aus und schickte die kompletten Löschzüge aus Mitte, Tiefenbroich und Lintorf nach West. Beide Drehleitern werden an dem neunstöckigen Hochhaus in Stellung gebracht. Die Polizei zieht 60 Einsatzkräfte aus dem ganzen Kreisgebiet in Ratingen zusammen: Sie sollen die Berliner Straße abriegeln und bei der Evakuierung des Hochhauses helfen.
Als die ersten Feuerwehrwagen am Brandort eintreffen, haben sich schon etliche Hausbewohner ins Freie begeben. Zehn Personen, die an der Hauseingangstür standen, müssen von dort aber sofort in Sicherheit gebracht werden: Wegen der enormen Hitze in der Brandwohnung platzt ein großes Fenster samt Rahmen aus der Wand und kracht auf den Balkon. Die Glassplitter fliegen wie Geschosse durch die Gegend.
Die Feuerwehr räumt sofort das Gebäude ab der siebten Etage. Drei Leute bringt sie sicher nach draußen. Eine ältere Dame muss wegen der Aufregung ins Krankenhaus gebracht werden. Vom Flur und von außen über die Drehleiter gehen mehrere Löschtrupps gegen den Brandherd vor.
Lange ist nicht klar, ob sich in der lichterloh brennenden Wohnung noch Menschen befinden. Erst als die Löschtrupps später die Räume betreten, können diese Befürchtungen zerstreut werden. "Zum Glück war das Haus während des Brandes fast leer", ist Polizeisprecher Ulrich Löhe erleichtert. 89 Personen sind aktuell dort gemeldet.
Einer davon ist Jan. Der Achtjährige kommt gerade von der Schule, als er die zahllosen Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge vor seinem Haus sieht. Mit ungläubigen Blicken schaut er an dem Gebäude nach oben, aus dem noch dichter Qualm dringt.
"Wohnst du hier?", fragt ihn ein Polizist, der Blondschopf nickt nur. Seine Mama sei noch nicht zu Hause, er habe aber einen Schlüssel, erklärt er dann auf weitere Nachfragen. Hauptkommissar Frank Bauernfeind nimmt sich des Jungen an: "Du darfst dich jetzt in den Streifenwagen setzen und Polizeifunk hören."
Derweil irrt ein älterer Herr in Pantoffeln und ohne Jacke entlang der rot-weißen Absperrbänder. "Ich suche meine Frau", spricht er einen Polizisten an. Nach kurzer Rücksprache kann der den Mann beruhigen: "Die ist offenbar bei einer Nachbarin untergekommen."
Am Nachmittag untersuchte ein Statiker den Brandort und stellte fest, dass der Balkon oberhalb der ausgebrannten Wohnung einsturzgefährdet ist. Das Technische Hilfswerk wurde angefordert, um den Balkon abzustützen. Später nahmen die Brandermittler der Kripo in der Wohnung ihre Arbeit auf, um der Ursache des Feuers auf die Spur zu kommen.