Wülfrath: Nähstube im Altenheim - Fit mit Nadel und Faden
Ursula Rueck (78) öffnet einmal im Monat eine Nähstube im Altenheim.
Wülfrath. Genäht hat Ursula Rueck (78) schon als junges Mädchen. Damals hatte sie neben der Banklehre noch genügend Zeit und ist in Wuppertal zur Nähschule gegangen. Nach ein paar Monaten war sie geübt im Umgang mit Nadel, Faden und Nähmaschine.
"Danach hab ich so richtig losgelegt", erinnert sie die Seniorin an selbst geschneiderte Hosen, Kleider und Röcke. Sogar die Hochzeitskleider für ihre beiden Töchter stammen aus eigener Hand. "Bei mir liegt das Nähen in den Genen. Aber an meine Töchter hab’ ich das wohl nicht weitergegeben. Die können keinen Knopf annähen", sagt sie und lacht.
Weil ihr selbst das Nähen so leicht von der Hand geht, hatte Ursula Rück schon vor längerer Zeit eine Idee: Sie wollte die Bewohner des August-von-der-Twer-Hauses unterstützen.
"Man kriegt im Alter Rheuma in den Fingern oder die Sehkraft lässt nach, und schon klappt es nicht mehr mit dem Nähen", weiß sie. Und dass das gerade für Frauen aus ihrer eigenen Generation, die vieles noch selbst gemacht haben, besonders schwer ist, weiß sie auch. "Deshalb freuen sich die Damen, wenn ich sie unterstützen kann", sagt Ursula Rueck.
Einmal im Monat kommt sie in den Seniorenstift, um Hosennähte zu kürzen oder Knöpfe anzunähen. Vor drei Monaten fiel der Startschuss für den Handarbeitskurs und seither kann sich Ursula Rueck vor Aufträgen kaum retten.
"Unsere Bewohner legen sehr viel Wert darauf, ordentlich und adrett gekleidet zu sein. Deshalb stört es viele, wenn irgendwo ein Knopf fehlt", sagt Britta Bigge-Bender, Leiterin des Sozialen Dienstes.
Auf einem Ehrenamtlertreffen ist Britta Bigge-Bender mit Ursula Rueck ins Gespräch gekommen. Die Seniorin ließ sich nicht lange bitten und rückte mit ihrem Nähkörbchen an. Seit einer Woche arbeitet sie mit einer Nähmaschine. Bis dahin mussten Nadel und Zwirn genügen. "Vieles hab’ ich auch mit nach Hause genommen", sagt Ursula Rueck.
Die Bewohner schätzen das neue Angebot und scheuen sich auch nicht, es auch in Anspruch zu nehmen. "Bevor ich hier eingezogen bin, hatte ich auch eine Nähmaschine und habe alles selbst gemacht", erzählt Elisabeth Schreiber. Else Hippe hat sich vor kurzem von Ursula Rueck eine Hose ändern lassen.
"Selbstnähen ist eigentlich unsere Stoßrichtung, viele Bewohner trauen sich das allerdings noch nicht zu. Aber vielleicht haben wir ja in ein paar Monaten hier einen Nähzirkel", hofft Britta Bigge-Bender.