Ratingen: Aus dem Rathaus verbannt
Debatte: Im Technischen Rathaus ist das öffentliche WC nicht geduldet. Die Alternative wird teuer.
Ratingen. Wenigstens ein paar Wochen lang sah es so aus, als hätte der Durchbruch bei der Rathaus-Frage auch auf einem anderen Schauplatz für Ruhe gesorgt: bei der unendlichen Geschichte der öffentlichen Toiletten in der Innenstadt. Denn auf einmal konnte das technische Rathaus wieder in die Überlegungen einbezogen werden und die Wunschlösung war schnell gefunden und beschlossen: Das Erdgeschoss im Technischen Rathaus sollte umgebaut werden und für etwa 45000Euro eine barrierefreie, von außen zugängliche Toilette erhalten. Ein würdiger Ersatz für die schwer zugängliche Anlage unter dem Marktplatz.
Doch ganz so einfach wird es nun wohl doch nicht. Auf jeden Fall nicht so günstig. Denn der Architekt, der für das Technische Rathaus verantwortlich ist, hat von seinem Urheberrecht gebraucht gemacht. Dieses besagt, dass er bei gravierenden Eingriffen in das Gebäude seine Zustimmung geben muss. Und genau die hat er den Toiletten-Plänen verweigert. Die neue Art von Geschäft, die in dem Gebäude verrichtet würde, bringe "Beeinträchtigungen und sonstige Immissionen" mit sich. Außerdem würden durch den Umbau "hochwertige Büroflächen" verloren gehen.
Dem Kompromiss-Vorschlag des Architekten schließt sich nun auch die Verwaltung an. Wenngleich er mit 120000 Euro beinahe das Dreifache kostet. Geplant ist eine vollautomatische WC-Einzelkabine, die an der Minoritenstraße eine kleine Freifläche vor dem Technischen Rathaus belegt. Die Toilette soll selbstreinigend sein, rund um die Uhr geöffnet haben und sich optisch dem Rathaus anpassen.
Die Verwaltung sieht darin viele Vorteile: Die automatische Reinigung spare Zusatzkosten, der Eingang zu der Toilettenkabine sei vom Markt her einsehbar und im Falle eines Falles könne die Anlage auch versetzt werden.
Margarete Schwerdtfeger, Vorsitzende des Seniorenrates, ist da nur halb so begeistert. "Mich haben eine Reihe von Leuten angerufen, die fürchten, dass der Ort eine Schmuddelecke wird. Schon jetzt sollen sich da im Dunkeln merkwürdige Gestalten herumtreiben." Davon abgesehen hofft Schwerdtfeger aber trotzdem, dass nun endlich etwas passiert. Das Thema beschäftigt die Politik schließlich seit mehr als zehn Jahren. "Da sind wir sind schon ganz bescheiden geworden", sagt Schwerdtfeger. Sicher habe die Einzelkabine nicht die Kapazitäten der Toilettenanlage unter dem Marktplatz - "aber im Alltag wird es meistens reichen", schätzt Schwerdtfeger.
Für den Seniorenausschuss wird das Thema öffentliche Toiletten allerdings nicht so schnell erledigt sein - selbst wenn die Kabine am Technischen Rathaus demnächst stehen sollte. Schließlich wiederholt das Gremium seit Jahren seine Forderung nach "flächendeckender Aufstellung" von Toiletten.
Wer dabei welche Auffassung vertritt, hängt wahrscheinlich stark vom individuellen Zustand der Blase und der persönlichen Mobilität ab. Im Rathaus heißt es jedenfalls, dass die städtische Ausstattung mit Toiletten ausreiche, die Senioren vermissen dagegen mehr behindertengerechte, ständig zugängliche WCs. Und Margarete Schwerdtfeger will zumindest einen Standort noch anpacken: den Düsseldorfer Platz. Dort sei der Bedarf hoch - und die Versorgung bislang schlecht.