Lintorf: Ängste der Einbruchsopfer sind groß
Opfer leiden vor allem an den psychischen Folgen, wenn Fremde in der eigenen Wohnung waren.
Lintorf. "Das Gefühl, dass Fremde im Haus waren, ist das Schlimmste. Fürs Geld oder die Wertsachen hat man ja eine Versicherung, aber dass da jemand, ohne dass man es weiß, in der eigenen Wohnung ist und die durchsucht..."
Doris Lipperson kann sehr gut nachempfinden, wie sich Einbruchsopfer fühlen, obwohl sie selbst noch nicht betroffen war. Aber sie hat Sorge, dass es auch sie mal treffen könnte. "Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit passiert das doch so oft." Zweimal wurde bereits bei ihren Nachbarn eingebrochen. Nach dem letzten Fall hatte sie ein Jahr lang richtig Angst gehabt.
Ihr die Angst ein wenig nehmen konnten gestern Rainer Herbrand und Klaus Filzner. Die beiden Hauptkommissare von der Beratungs- und Vorbeugungsstelle der Kreispolizei standen mit ihrem nagelneuen "Infomobil" auf dem Lintorfer Markt, um rund um das Thema Einbruch zu beraten. "Mir machen vor allem die beiden Fenster zum Garten hin Sorgen", erzählt Doris Lipperson den beiden Polizisten.
Die fragen noch nach vorhandenen Sicherheitseinrichtungen und wissen schnell: "In 20 bis 30 Sekunden haben Profis so ein Fenster geräuschlos geöffnet", zerstört Klaus Filzner die letzten Illusionen von der heimischen Trutzburg. Sie zeigen auch mit Modellen und Prospekten auf, mit welchen einfachen und gar nicht so teuren Maßnahmen die Sicherheit von Haus und Wohnung deutlich erhöht werden kann.
Doris Lipperson ist überzeugt worden und wird sich eine Teleskopstange zur Sicherung ihrer Terrassentür anschaffen. "Dann fühlt man sich einfach ruhiger."
Werner Schwab fühlt sich dagegen gar nicht mehr sicher in seiner Wohnung an der Tiefenbroicher Straße. Die Häuser gehören "Rheinisch Heim" - der Speeschen Zentralverwaltung. Vor kurzem wurde nebenan eingebrochen und dabei das Fenster zerstört. "Und jetzt haben sie das gleiche Fenster wieder eingebaut, nicht etwa ein Sicherheitsfenster", schimpft er.
Eigentlich müsste er weniger Angst vor ungebetenem Besuch haben, weil er in einem oberen Stock wohnt. "Ich kontrolliere abends immer, ob alles im Haus zu ist." Weitere Sicherheiteinrichtungen gebe es aber nicht. Als Mieter dürfe man auch gar nicht selbst machen.
Mitarbeiterin der Rheinisch Heim, (Gräflich Speesche Zentralverwaltung)
Wer zusätzliche Sicherungen einbauen möchte, müsste dies schriftlich beantragen und von einer Fachfirma ausführen lassen, bestätigte man bei der Spee’schen Zentralverwaltung. "Wir raten unseren Mietern zum Abschluss einer Hausratsversicherung", sagte eine Mitarbeiterin.
Die materiellen Schäden sind nicht so schlimm wie die psychischen, weiß "Dorfsheriff" Martin Schulte. Als Bezirksbeamter ist er ständig auf der Straße mit den Menschen in Kontakt. Wo ein Haus oder eine Wohnung auf Einbrecher besonders einladend wirkt, wirft er seine Visitenkarte in den Briefkasten - als Gesprächsangebot, das leider zu selten angenommen wird.
Wenn eingebrochen wurde, kommt er auch zur Nachbetreuung der Opfer. "So ein Einbruch ist die intimste Verletzung der Privatsphäre, das steckt man nicht so leicht weg." Er weiß von Familien, wo die Kinder nach einem Einbruch aus Angst lange Zeit nicht mehr allein in ihren Zimmern schlafen konnten.
Und er wundert sich nach wie vor, wie schnell die Einbrecher immer fündig werden. "Die Verstecke sind fast immer die selben." Ob unter der Matratze oder in der Kaffeedose im Küchenschrank - großer Einfallsreichtum herrsche da nicht. Und so werden die Täter immer schnell fündig, auch wenn sie nur wenige Minuten in der Wohnung sind.