Ratingen: Aktuelle Studie stellt die Westbahn aufs Abstellgleis

Das Gutachten der Bahn fordert ein neues Gleis und einen Tunnel: Die Strecke wäre unwirtschaftlich.

Ratingen. Scheintot, wiederbelebt und jetzt endgültig hingeschieden? Die Reaktivierung der Ratinger Weststrecke scheint nach einer aktuellen Machbarkeitsstudie der Deutschen Bahn nicht nur in weite Ferne gerückt, sondern endgültig begraben zu sein.

Denn laut Studie wären für eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen Duisburg und Düsseldorf so hohe Investitionen erforderlich, dass die Strecke sich nicht mehr rechnen würde. Dabei war es gerade die hohe Rentabilität, die die Hoffnung auf einen absehbaren Betrieb der Westbahn sprießen ließ.

Der Verkehrsverband Rhein-Ruhr (VRR) hatte 2002 in einer Studie festgestellt, dass die Ratinger Weststrecke "mit einem vertretbaren baulichen Aufwand und einem vergleichsweise hohem Kosten-Nutzen-Verhältnis" umsetzbar wäre.

Da jedoch die Finanzierungszusagen für die Betriebskosten nicht gegeben wurde, blieb das Projekt in den Schubladen liegen. 2009 gab der VRR dann eine weitere Machbarkeitsstudie in Auftrag. Dabei sollten auch verschiedene Linienvarianten berücksichtigt werden, um durch Verknüpfung mit vorhandenen Regionalbahnlinien ein möglichst großes Fahrgastpotenzial zu erreichen.

Zudem mussten wegen neuer Vorgaben für die Trassenvergabe neue Untersuchungen angestellt werden. Pikant: Die Untersuchung wurde von der Deutschen Bahn, potenzieller Konkurrent auf dieser Strecke, vorgenommen. Und deren Untersuchungsergebnisse kommen einem Todesstoß für die Westbahn gleich.

Die Kernthesen der Studie: Eine Verbindung der Westbahn mit anderen Regionalbahnen scheitere an der Gleisinfrastruktur. Der Betrieb zwischen Duisburg und Düsseldorf könne wegen der fast 100-prozentigen Belegung durch Güterzüge nicht auf der vorhandenen Trasse abgewickelt werden.

Die Kapazitätsprobleme könnten nur durch einen Streckenneubau gelöst werden. Der Staufenplatz-Tunnel (2.053 Meter lang) in Düsseldorf sei nicht für einen Begegnungsverkehr von Güter- und Reisezügen ausgelegt. Da er nur über eine Röhre verfügt, müsste er brandschutztechnisch aufgerüstet werden. Wenn dieser kostenauswändige Tunnelausbau ausscheidet, müsste die Westbahn über die Trasse der S6 geführt werden.

Dies alles stellt die Wirtschaftlichkeit infrage: Bisher glänzte das Westbahn-Projekt mit einem hervorragenden Kosten-NutzenFaktor von 3,45. Ein zusätzliches Gleis (Kosten: 60 Millionen Euro) würde den Faktor auf 1,2 drücken, der Bau einer zweiten Tunnelröhre (weitere 100 Millionen) ließe den Wert auf 0,3 absinken - weit unter der Schwelle des volkswirtschaftlichen Nutzens.

Vertreter der betroffenen Städte werten die Studie als nicht ausreichend und zweifeln vor allem die Trassenbelegung durch Güterzüge an. Der VRR will jetzt die Studie durch einen von der Deutschen Bahn unabhängigen Gutachter prüfen und Alternativen erarbeiten lassen.

Die Ratinger CDU will weiter für die Westbahn kämpfen. Sollte Tunnellösung und neues Gleis zu teuer sein, müsste die Einfädelung der Weststrecke auf die Linien der S6 verfolgt werden, so Ratsherr Patrick Anders.