Ratingen: Auf dem Weg zum Wohn-Ideal

Projekt: Alte und junge Menschen, Migranten und Behinderte sollen am Klompenkamp nicht nur beieinander wohnen, sondern miteinander leben.

Ratingen. Mettmann hat eins, Monheim auch - da will Ratingen nicht zurück stehen: Ein Mehrgenerationenhaus soll her. Das hat jedenfalls der Sozialausschuss beschlossen, der ein entsprechendes Konzept mit 15000 Euro bezuschussen will. Das Deutsche Rote Kreuz könnte damit die Wohnanlage am Klompenkamp weiter entwickeln, die seit zehn Jahren schon integratives und generationsübergreifendes Wohnen verwirklicht.

Ursprünglich wollte das DRK mit seinen Plänen ins Förderprogramm der Bundesregierung für Mehrgenerationenhäuser aufgenommen werden. Doch die hatte festgelegt, dass höchstens ein Haus pro Landkreis unterstützt wird, Ratingen wäre Nummer drei gewesen. Mit der Absage aus Berlin wollte sich das DRK nicht abfinden, erklärte sich kurzerhand bereit, ein Viertel der Kosten zu übernehmen und beantragte den Rest bei der Stadt. Die Unterstützung aus der Politik ist groß - nicht nur, weil es sich um eine relativ kleine Summe handelt. "Der Ansatz ist ein naheliegender und sinnvoller - alleine mit professionellen Dienstleistungen wird der künftige Bedarf an Betreuung für ältere und behinderte Menschen nicht zu decken sein", erklärte SPD-Fraktionschef Christian Wiglow.

Doch was ist eigentlich der Ansatz? Wie definiert sich ein Mehrgenerationenhaus? So genau weiß das kaum jemand. Auch Margarete Schwerdtfeger, Vorsitzende des Seniorenrates, stellte genau diese Frage erst einmal der Verwaltung. Zur Antwort bekam sie die zwei Seiten lange Definition des Bundesfamilienministeriums, die viel Raum für Interpretationen bietet. Es geht um den Austausch zwischen Alt und Jung, um Nachbarschaftshilfe und um die viel beschworene Vernetzung der Angebote. "Es ist in seiner Reinform eine Utopie", meint Erhard Raßloff, Sozialamtsleiter und Vorsitzender des DRK. Eher also ein Idealbild, das vor Ort nie ganz und stets individuell umgesetzt wird.

Im Fall von Klompenkamp sind nun eine ganze Reihe von Aktivitäten angedacht: Aus den wöchentlichen Frühstückstreffs, Feiern und gemeinsamen Mittagessen soll ein offener Tagestreff werden, der von 15 bis 18 Uhr geöffnet hat - für jeden, der kommen mag. Zusammen mit der Behindertensportgemeinschaft soll das Sportangebot ausgebaut werden, genauso die Kooperation mit der Musikschule, die Gitarrenkurse für Kinder im Gemeinschaftsraum anbietet. Im Gegenzug spielen die jungen Musiker gelegentlich in der Wohnanlage. Es gab auch mal eine Mal- und Künstlergruppe für Kinder und Senioren - diese soll wieder ins Leben gerufen werden. Außerdem sind monatliche Vorträge und Diskussionen geplant.

Nachbarschaftshilfe soll in Form von Hausaufgabenbetreuung stattfinden. Eine Seniorin macht das bereits seit einiger Zeit vor und hilft türkischen Kindern bei den Schularbeiten.

Nicht zuletzt will das DRK das Mitteilungsblatt "klompenkamp aktuell" ausbauen. Sowohl inhaltlich als auch in seiner Verbreitung. So könnten auch die Bewohner im Viertel erfahren, was in der Anlage gerade los ist.