Ratingen: Das Bürgerhaus bröckelt
Der Mörtel rieselt aus der Fassade, bei starkem Wind könnten Steine herausbrechen. Der Nordgiebel wurde deshalb eingerüstet. Eine Sanierung kann teuer werden.
Ratingen. "Ja, wir haben mit dem Bürgerhaus ein Problem." Wie groß es allerdings ist, kann Baudezernent Ulf-Roman Netzel derzeit noch nicht sagen. Fest steht jedoch, dass der Mörtel in den Fugen der alten Bruchsteinfassade brüchig geworden ist. So brüchig, dass er herausrieselt oder bei Regen und stürmischem Wetter auch herausfällt.
Jetzt hat allerdings ein Steinmetz festgestellt, dass die nördliche Giebelseite des Bürgerhauses noch weitaus maroder ist als befürchtet. "Wenn in den Giebel eine starke Böe hineinfährt, könnten sich dadurch Steine lösen und herunterfallen", fasst Netzel die Aussage des Experten zusammen.
Das Risiko war der Stadt zu groß: Die Nordseite des Bürgerhauses wurde sofort eingerüstet und mit einer Sicherheitsplane verhängt. Die Stände des Weihnachtsmarktes von St. Peter und Paul, die am Wochenende hier aufgestellt werden sollten, mussten sofort verlegt werden.
Netzel versicherte, dass die anderen Teile der Bürgerhaus-Fassade nicht oder nicht so stark von dem Mörtel-Problem betroffen seien. Zum Glück für den Ratinger Weihnachtsmarkt: Denn wäre auch für diese Seiten ein Schutzgerüst nötig geworden, hätte der Weihnachtsmarkt teilweise verlegt und umgestaltet werden müssen.
Netzel: "Wenn ich irgendeine Erkenntnis darüber hätte, dass von der Fassade eine Gefahr ausgehen könnte, wäre mir der Weihnachtsmarkt völlig egal." Die Bruchsteine wiegen immerhin zwischen drei und fünf Kilogramm und könnten bei starkem Wind vier bis fünf Meter weit fliegen, so der Baudezernent.
Ganz überrascht scheint man beim Hochbauamt von den Fassadenproblemen des Bürgerhauses nicht zu sein. "Kleine Mörtelreste sind schon öfter mal heruntergefallen, das hat aber nicht so dramatisch ausgesehen", sagt Netzel. Jetzt hatte man einen auf Bruchstein-Fassaden spezialisierten Steinmetz aus Aachen mit der genaueren Untersuchung beauftragt.
Mit einem Hubsteiger nahm der dann die Wand genauer unter die Lupe: Lose Teile wurden abgeschlagen, außerdem wurden an verschiedenen Stellen Mörtelproben entnommen und an eine Spezialfirma geschickt. "Die wird jetzt analysieren, wie hoch der Bindemittelanteil in dem Mörtel ist", erklärt Manfred Pannes, stellvertretender Leiter des Hochbauamtes.
Erst wenn diese Ergebnisse vorlägen, könnte man einen Sanierungsplan erstellen. Auch die Frage, ob nur kleine Teile oder gar die ganze Fassade repariert werden müssen, lasse sich ohne die Laboruntersuchungen noch nicht beantworten. Pannes hofft, noch vor Weihnachten die ersten Informationen zu bekommen.
Anfang des neuen Jahres weiß man mehr - auch zu den Kosten. Sicher ist aber, dass es diese Sanierung nicht zum Schnäppchenpreis geben wird: Das Bürgerhaus ist komplett aus Bruchstein gemauert, hat also nicht nur eine vorgesetzte Bruchsteinfassade.
Deshalb dürfen mit dieser aufwändigen Arbeit nur Spezialisten betraut werden. So soll das jetzt aufgestellte Gerüst mit der Plane nicht nur Passanten schützen, sondern auch das Mauerwerk: Eindringende Feuchtigkeit und Frost könnten schnell verheerende Schäden verursachen.