Ratingen: Elf Stockwerke, kein Aufzug
Wohnen: Stadt übte für 138 Mietparteien Druck auf Vermieter aus.
Ratingen. Wütend und sauer sind die Mieter in der Bergiusstraße 1. Seit Wochen müssen sie ohne ihre drei Aufzüge leben - und das in einem Haus mit elf Stockwerken und 138 Wohneinheiten. Für viele ist dieser Zustand eine wahre Belastungsprobe.
Ratsherr Sebastian Wladarz (CDU) hat von dem Fall gehört und die Stadt darauf aufmerksam gemacht. "Das ist einfach ein untragbarer Zustand für die Menschen dort. In dem Haus leben Familien mit behinderten Kindern und auch ältere Personen. Die können nicht mal eben so die Treppe laufen", sagt er.
Die Stadt wiederum hat sich der Sache angenommen, weil sie für die Einhaltung der Landesbauordnung zuständig ist. Und die sieht vor, dass in Gebäuden ab fünf Stockwerken ein Aufzug funktionstüchtig sein muss.
Vor mehreren Wochen nahm die Stadtverwaltung dann Kontakt zu der Hausverwaltung auf. Sie wollte wissen, warum sich an der Bergiusstraße bisher nichts getan hat. Briefe und Mails gingen hin und her, und die Hausverwaltung sicherte zu, die Probleme schnell zu lösen. Ortstermine mit dem Hausmeister wurden vereinbart, Gespräche mit den Mietern geführt. Dann sollte der Aufzug endlich repariert werden, doch die Ersatzteile fehlten. Dann geschah erst einmal wieder gar nichts in dem Wohnhaus - die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Hausverwaltung gingen in die nächste Runde.
Ein Bauordnungs-Verfahren wurde eingeleitet, es folgten Ermahnungen bis hin zur Androhung eines Zwangsgeldes und einer so genannten Ersatzvornahme. Das heißt, dass die Stadt die Aufzüge auf eigene Kosten repariert und das Geld dann von der Hausverwaltung eintreibt.
Das hat wohl gewirkt: "Jetzt hat die Hausverwaltung noch die Reißleine gezogen. Die Bauarbeiten sollen noch in dieser Woche starten. Ende kommender Woche soll dann wieder alles in Ordnung sein, teilte uns die Hausverwaltung mit", sagt Sozialamtsleiter Erhard Rassloff. Das rechtliche Verfahren sei deshalb erst einmal auf Eis gelegt worden. Misstrauen bleibt aber: "Ich werde mir vor Ort anschauen, ob die Aufzüge wirklich funktionieren. Wenn nicht, dann wird das Verfahren weitergehen."
Die Hausverwaltung lehnte eine Stellungnahme zu den Vorkommnissen an der Bergiusstraße ab. Begründung: Sie sei nicht die Eigentümerin.