Ratingen: Gurte, Sitze, sichere Kinder
Die Polizei bemüht sich bei Eltern und Schülern um Aufklärung in punkto Kinderbeförderung.
Ratingen. "Das waren doch nur ein paar Meter." "Auf so einer kurzen Strecke passiert doch nichts!" Oder: "Ich hab’s ganz einfach vergessen." Wenn Eltern von Verkehrspolizist Berthold Warzecha dabei erwischt werden, dass ihr Kind nicht angeschnallt ist oder ohne Kindersitz auf dem Beifahrersitz chauffiert wird, dann finden die Erziehungsberechtigten meist die gleichen Ausreden. Die eigentliche Ursache, warum Eltern die Sicherheit ihrer Kinder vernachlässigen, ist dagegen oft banal. Es ist Bequemlichkeit.
Für Warzecha, den stadtbekannten Ratinger Polizisten, der an Schulen und Kindergärten regelmäßig Kontrollen durchführt, sind solche Gespräche grauer Alltag. "So etwas passiert mir immer wieder", konstatiert er. Gurte, die nicht angelegt sind, Kindersitze, die nicht montiert sind - das sind Verkehrssünden, derer sich Eltern immer öfter schuldig machen. Behauptet zumindest eine aktuelle ADAC-Studie. 37 Prozent aller Grundschulkinder sind demnach falsch, unzureichend oder gar nicht gesichert. Diese Zahl hat gestern landesweit Schlagzeilen gemacht.
Bei der Ratinger Polizei bedauert man, dass Eltern oft nachlässig handeln, sagt Elmar Hörster, der Leiter der Wache. Gleichwohl will man die erschreckenden Ergebnisse der Studie im Hinblick auf das eigene Revier etwas relativieren. "Wir sind größtenteils zufrieden. In den meisten Fällen werden die Eltern ihrer Verantwortung gerecht", bricht Warzecha eine Lanze für das Verkehrsethos der Ratinger Erziehungsberechtigten.
Wenn es stimmt, dass in Ratingen die Kinder in der Regel sicher auf den Rückbänken Platz nehmen, dann liegt das auch an der Verkehrsaufklärung an Schulen und Kindergärten. Warzecha sagt, jede Schule und jeder Kindergärten bekomme mindestens einmal im Jahr Besuch von der Verkehrspolizei. Dann werden Eltern und Schülern die passenden Kindersitze vorgestellt, Normen und Gesetze erläutert.
Eine Vorschrift, an die immer wieder erinnert wird: Kinder, die kleiner als 1,50 Meter sind, müssen auf einem Kindersitz Platz nehmen - es sei denn, sie sind älter als zwölf Jahre. Ob Gurtpflicht oder Kindersitz-Vorschrift: Warzecha weiß, dass der polizeiliche Aufwand an Aufklärung notwendig ist. "Viele Verstöße resultieren aus Unwissenheit", sagt er.
Darüber hinaus führen die Schulen selbst einen eigenständigen Verkehrunterricht für ihre Eleven durch. Beispiel Johann-Peter-Melchior-Grundschule: Dort wird jährlich ein "Verkehrssicherheitstag" veranstaltet, wird regelmäßig ein Theaterstück zum Thema gezeigt, finden in sämtlichen Klassen wiederkehrende Schulungen statt. Großer Wert würde auf das Thema gelegt, sagt Schulleiter Heinz-Peter Schreven.