Ratingen: Hilfe für Nachtstromkunden?

Die billige Heizenergie von einst ist heute ein Geldfresser. Nun will die SPD den Nachtstromkunden helfen. Aber die anderen Parteien zögern.

Ratingen. Die Idee war gut, aber sie ist in die Jahre gekommen. Und nun kommt sie jene teuer zu stehen, die einst dachten, für immer ein tolles Geschäft gemacht zu haben. Damals in den 60ern gaben Kraftwerke ihre nachts produzierte Energie billiger ab, weil das immer noch wirtschaftlicher war als die Anlagen abzustellen und am nächsten Tag wieder anzufahren. Das ist heute zwar noch immer so. Aber jetzt wird überschüssiger Strom an der Leipziger Energiebörse gehandelt.

Nachtstrom ist nicht günstiger. Und wer damit heizt, ist gebeutelt, seit die Stadtwerke den Preis pro Kilowattstunde regelmäßig erhöhen. Das ist in Ratingen nicht anders und bringt die fast 3500 Nachtstromkunden regelmäßig auf die Palme. Denn sie haben sie keine Alternative. Wohnungen und Häuser auf Öl- oder Gasheizungen umzurüsten, verschlingt fünfstellige Eurobeträge. Das ist für die meisten zuviel. Deshalb haben sich die Nachtstromkunden zu einer Initiative zusammengeschlossen, mit der sie gegen jede Preiserhöhung Sturm laufen. Ohne Erfolg.

Seit Beginn dieses Jahres fallen auf Nachtstrom 100 statt 60 Prozent Stromsteuer an. Allein das macht die Kilowattstunde fast einen Cent teurer. Dagegen ist die Lokalpolitik zwar machtlos. Untätig will sie aber dennoch nicht bleiben. Die SPD setzt sich im Aufsichtsrat der Stadtwerke dafür ein, dass der Ratinger Energieversorger sich an den Umrüstkosten ihrer Nachtstromkunden beteiligt. Das gebe es beispielsweise in Wolfenbüttel oder Beckum.

Doch die politische Konkurrenz zögert. "Das ist natürlich eine sehr populistische Forderung", sagt Lothar Diehl. Der Fraktionschef der Bürger Union spricht sich zwar nicht grundsätzlich dagegen aus, dass die Stadtwerke ihre Kunden bei der Umrüstung ihrer Heizanlage zumindest beraten. Aber mit dem Vorstoß der SPD kann er nicht allzu viel anfangen. "Wer so einen Antrag stellt, der sollte ihn schon etwas deutlicher formulieren", rät Diehl. Er wisse von immens hohen Kosten den Austausch von Heizungen. "Da ist von 20 000 bis 30 000 Euro die Rede. Das können die Stadtwerke doch nicht bezahlen." Der Nachtstrom sei für die Stadtwerke ein Minusgeschäft. Deshalb erhöhten sie die Preise.

Ewald Vielhaus, der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, will mit den Parteifreunden über das Thema reden, die für die CDU im Aufsichtsrat der Stadtwerke sitzen. "Damals wurde Leute in eine Versorgung gebracht, von der nicht absehbar war, wie das enden würde", sagt Vielhaus. Er hat durchaus Verständnis für die Proteste. "Lange Zeit hat es keine Preiserhöhungen gegeben und dann gleich mehrere in kurzen Abständen."