Ratingen: Ein bisschen wie im Allgäu

Porträt: Der Leiter der Musikschule, Paul Sevenich, ist gerne auf den Homberger Höhen unterwegs.

Ratingen. "Für mich war das ganz klar ein ,Coming home’". Auch wenn Ratingen nicht seine angestammte Heimat ist, so fühlte sich Musikschulleiter Paul Sevenich hier wie zu Hause, seit er vor vier Jahren zugezogen war. "Meine Frau und ich sind in Düsseldorf geboren und aufgewachsen - so weit ist das ja nicht weg."

Den Entschluss, nach Ratingen - und eben nicht nach Düsseldorf - zu ziehen, haben die Sevenichs noch nicht bereut. "Die rheinische Lebensart hat uns doch sehr gefehlt", blickt er auf seine Wanderjahre quer durch die Republik zurück, wo er erst im hohen Norden, dann im Süden lebte.

An Ratingen fasziniert ihn besonders, dass es "direkt am Rand des größten Siedlungsgebietes Europas liegt, aber seine klein-städtische Struktur behalten hat. Das ist einfach nur schön." Und er denkt dabei auch beruflich: "In einer Stadt dieser Größenordnung fallen Kinder mit Instrumentenkoffern im Straßenbild auf. Die Musikschule hat hier eine ganz andere Präsenz, die man in einer Großstadt nie erzielen könnte. Auch unser Stellenwert ist ein ganz anderer."

Dass das kleinstädtische und Überschaubare auch manchmal mangels Anonymität seine Schattenseiten haben kann, stört Sevenich nicht. "Der Spruch ,man kennt sich’ gilt hier wirklich - es ist aber nicht unangenehm. Im Allgäu, seiner vorherigen Station, war es schlimmer: "Mal eben" durch die Fußgängerzone gehen, habe ungefähr zwei Stunden gedauert.

Aber warum gerade Homberg? "Erst einmal war es sehr schwer, aus über 600 Kilometern Entfernung eine neue Bleibe zu finden." Die Entscheidung für Homberg fiel aber nicht zufällig.

"Wir hatten den Wunsch, uns etwas von den zehn Jahren im Allgäu auch hier zu erhalten - und das gab’s nur in Homberg." Überschaubarkeit, Schulwege zu Fuß, kein Fluglärm. "Wir hatten allenfalls den ,Lärm’ von Kuhglocken zu ertragen." In allgäuischen Isny habe es mehr Kühe als Menschen gegeben. "Ein Schritt nach draußen - und man war im Grünen. Das haben wir hier jetzt auch. So sind auch Spaziergänge über die Homberger Höhen beliebte Entspannung und Beschäftigung in der knappen Freizeit.

In Ratingen sesshaft geworden? Mit zwei kleinen Kindern ist man per se nicht mehr so mobil als ohne. "Wir fühlen uns wohl hier", gilt als Bekräftigung der Standorttreue. "Ich habe die Musikschule mit der Perspektive übernommen, dass sich der damals desolate Zustand ändert. Ein wichtiger Baustein ist geschafft, wir sind weiter auf dem Weg."