Wülfrath: Nordumgehung - Wer braucht hier eine Brücke?

Die Erschließungsstraße kommt nicht voran – weil die Bezirksregierung die Bewilligung der Bezuschussung weiter an ein Brückenbauwerk im Bereich Kocherscheidt knüpft.

Wülfrath. Die Hängepartie geht weiter - und die nördliche Erschließungsstraße kommt nicht voran. Und offenbar ist der Bahnübergang zwischen Kocherscheidt und Nord-Erbach der Grund dafür. Während die Bezirksregierung - wie Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff im Stadtplanungsausschuss anmerkte - die Bewilligung des Zuschusses an den Bau dieser Brücke über die Schienen knüpft, zweifelt die Stadt die Notwendigkeit dieser Investition zum jetzigen Zeitpunkt an. "Wer braucht diese Brücke?" fragt Planungsamtsleiterin Christiane Singh rhetorisch.

Zu Beginn 2006 waren die Experten im Rathaus zuversichtlich, mit dem Bau der nördlichen Umgehung endlich beginnen zu können. Herzstück der Nordumgehung ist die Verbindung der Gewerbegebiete an Diesel- und Kruppstraße, die heute mit einem als Schleichweg genutzten asphaltierten Feldweg verknüpft sind. Dieser kreuzt die Schienen, die einmal wieder als Teil der Circle Line genutzt werden sollen. Wann das der Fall sein könnte? In den nächsten zehn Jahren wohl eher nicht.

Dennoch sieht die Planung der Bezirksregierung vor, dass eine Brücke über diese Schienen gebaut werden soll. "Wir stehen immer noch in Verhandlungen mit der Bezirksregierung", sagt Singh. Diese Gespräche beschreibt sie als "langwierig" und "äußerst mühevoll". Und dabei ist sie sehr höflich - denn viel Verständnis für die unbewegliche Haltung der Behörde hat Singh nicht. "Warum muss man an dieser Brücke festhalten?" Es sei schließlich schlichtweg nicht abzusehen, wann die Schienen tatsächlich wieder genutzt werden. Die Erschließungsstraße hingegen ist für die Entlastung der Innenstadt und die Erschließung der Gewerbegebiete von immenser städtebaulicher Bedeutung. "Bauen wir diese Brücke, werden wir doch vom Bund der Steuerzahler ausgelacht. Und das vollkommen zu Recht", so Singh. Das Land bezuschusst die Maßnahme mit 65 Prozent der Kosten. Aus Sicht der Nothaushaltsgemeinde Wülfrath kann jedoch das Geld für die Brücke (mehr als 350000 Euro) gespart werden.

Titel Offiziell heißt sie "verkehrliche Anbindung der Gewerbegebiete ans überörtliche Straßennetz", in Wülfrath ist sie besser als nördliche Umgehung Wülfraths bekannt. Sie führt vom Kreisverkehr Asbrucher Straße bis zur Meiersberger Straße. Die so genannte Nordumgehung besteht aus sechs Abschnitten - von A bis F.

Abschnitte Der erste und der letzte Abschnitt sind bereits realisiert: die Verbindung von Flandersbacher und Meiersberger Straße (Zur Fliethe) und Kreisverkehr Asbrucher Straße mit der Anbindung bis zur Dieselstraße.

Abschluss Die letzten Teilstücke: Dieselstraße bis Kruppstraße (sollte eigentlich in 2006 gestartet werden), Kruppstraße bis Röntgenstraße, Röntgenstraße bis Velberter Straße sowie Velberter Straße bis Flandersbacher Straße.

Kosten 2,4 Millionen Euro soll allein der Abschnitt zwischen Diesel- und Kruppstraße kosten - inklusive von 356000Euro für das Brückenbauwerk im Bereich Kocherscheidt.

Die Bezirksregierung behindert Wülfraths Entwicklung. Es bleibt das Geheimnis der Behörde, warum sie an einer völlig unnötigen Brücke über einem Schienenstrang festhält, deren Inbetriebnahme in den nächsten 20, 30Jahren wirklich nicht realistisch erscheint. Das Land NRW ist finanziell ebenso wenig wie Wülfrath auf Rosen gebettet. Daher sollte die Bezirksregierung ihre Blockade-Haltung aufgeben und sich der Wülfrather Realpolitik anschließen. Christiane Singh hat Recht: Diese Brücke wäre eine echte Lachnummer!