Ratingen: Mit dem Wochenmarkt sind auch die Kunden gegangen
Einzelhandel: Viele Geschäfte klagen über einen Käuferrückgang durch die Verlegung des Marktes.
Ratingen. Der dritte Adventssamstag hat endlich den erhofften Durchbruch gebracht - so jubelten landauf und landab die Händler angesichts des Dauerklingelns in den Kassen. In Ratingen ist von dieser Umsatzeuphorie indes nicht so viel zu spüren. Im Gegenteil: Viele - vor allem kleinere - Geschäfte und Boutiquen blicken auf eine eher durchwachsene, wenn nicht sogar bescheidene vorweihnachtliche Einkaufszeit zurück. Etliche der kleinen Einzelhändler ziehen sogar eine negative Bilanz.
Martina Henges von dem Laden "Eigensinn" auf der Düsseldorfer Straße spricht von einem "schlechten Geschäft", das sich im Laufe der vergangenen Wochen auch nicht gebessert hat. "Jetzt kommen vielleicht noch einige und wollen noch schnell ein Geschenk oder ein Kleid für den Silvesterabend kaufen. Aber vorher konnte ich mitunter lange warten, bis ein Kunde im Laden war", sagte sie mit deutlichem Frust in der Stimme. Schon im vergangenen Jahr sei der Umsatz schlecht gewesen. "Aber in diesem Jahr war es noch schlechter. Ich merke deutlich, dass die Leute ihr Geld zusammenhalten."
Genau das gleiche bemerkt auch die Inhaberin des Geschäfts "Mode und Dessous", Karin Mühlethaler, auf der Bechemer Straße. Sie habe schon vor Wochen geahnt, dass das Geschäft schlecht werde. "Und genau so ist es auch gekommen. Ich habe Einnahmeeinbußen von 30 Prozent." Die Aktion, den Wochenmarkt an die Stadthalle zu verlegen, sei ein Wahnsinn gewesen und habe dem Einzelhandel in der Stadt sehr geschadet. Auch im Laufe der Adventswochen habe sich die dadurch verursachte Kaufzurückhaltung der Kunden nicht verbessert.
Dass die Verlegung des Wochenmarktes schuld daran ist, dass weniger Kunden in den Geschäften sind, davon ist auch Elke Alexander vom "Kleinen Landhaus" an der Düsseldorfer Straße überzeugt. "Es war deutlich zu spüren: Ab dem Tag, an dem der Markt nicht mehr in der Innenstadt war, kauften weniger Kunden im Laden ein. Und das ist bis heute so geblieben." Und es sei für sie besonders frustrierend: "Ich habe vor drei Jahren mein Geschäft in Ratingen eröffnet. Vorher hatte ich eines in Kaarst. Ich dachte, es wird in dieser schönen Stadt gut laufen. Dem ist aber nicht so, weil absurde Entscheidungen getroffen werden, die uns Händlern schaden."
Auch Uli Böhm von "Rondo" am Marktplatz ist nicht nach Jubeln zumute. "Wenn wir nicht unsere Stammkunden hätten, sähe es in diesem Jahr ziemlich schlecht aus." Auch er spürt deutlich, dass mit der Verlegung des Wochenmarktes auch viele Käufer ausbleiben. "Wer einmal zur Stadthalle gelaufen ist, kommt nicht mehr in die Innenstadt zurück", weiß er aus leidvoller Erfahrung. Gerade an den Markttagen fehle die sonst übliche Laufkundschaft.
Auf ein "sehr gutes Vorweihnachtsgeschäft" kann dafür Werner Sasse zurückblicken. In seinem Fotogeschäft an der Ober-straße habe er vom fehlenden Wochenmarkt nichts bemerkt. "Wir haben sogar eine höhere Kundenfrequenz als im Vorjahr."