Ratingen: Musik macht Schule
An drei Ratinger Schulen werden Erstklässler von der Musikschule gefördert.
Ratingen. Auf den Fluren der Käthe-Kollwitz-Schule erklingen seit einigen Wochen ungewöhnliche Töne. "Ich gehe seit 30 Jahren diese Flure entlang, aber so etwas habe ich nicht oft gehört", sagt Schulleiter Klaus Fischbach verschmitzt.
Seit sich die Realschule in Ratingen-West an dem Projekt "Bläserklasse" in Kooperation mit der Städtischen Musikschule beteiligt hat, lernen die Kinder der fünften Klasse in vier Instrumentalgruppen einmal wöchentlich im Anschluss an den Unterricht ein Instrument.
"Von unseren 460 Schülern haben höchstens sechs Kinder einen musikalischen Hintergrund. Alle anderen haben mit Instrumenten nichts am Hut, finden sie teilweise auch ziemlich ,uncool’", weiß Fischbach.
Umso mehr habe es ihn überrascht, dass sich immerhin 28 Schüler an dem Projekt beteiligt haben. Deren Eltern müssen monatlich 25 Euro für das Unterrichtsangebot zahlen - und sich für zwei Jahre verpflichten.
Während die Realschule mit der Beteiligung an dem Musikprojekt "völliges Neuland" betreten hat, möchten die Grundschulen Anne-Frank und Christian-Morgenstern ihr bereits musikalisch ausgerichtetes Schulkonzept noch ausweiten.
Seit Anfang September erhalten alle Kinder der ersten Klasse einmal in der Woche Musikunterricht durch die Lehrkräfte der Städtischen Musikschule. Die im September begonnene erste Phase des Schuljahres diente zunächst der Schaffung einer gemeinsamen Ausgangsposition für alle Kinder. Ab der nächsten Woche erleben die Schüler dann ein "Instrumentenkarussell":
Die Fördervereine der Schulen haben für den Unterricht jeweils 15 Musikinstrumente aller sechs durch die Musikschule vorgestellten Instrumentengruppen angeschafft. Die Kinder werden jeweils einen Vertreter der Streich-, Blas-, Zupf-, Schlag-, und Tasteninstrumente kennen lernen.
"In erster Linie ist es wichtig, dass Kinder ein Gespür für das Instrument bekommen, sie es in den Händen halten können und spielerisch heran geführt werden", erläutert Musikschulleiter Paul Sevenich. "Kinder sind so verschieden wie die Instrumente. Sie sollen ohne Zwang und Druck von außen, sondern ihren Neigungen nach genau ihr Instrument finden."
Das Grundschulprojekt ist im Gegensatz zum Projekt "Bläsergruppe" an der Käthe-Kollwitz-Schule für alle Kinder verpflichtend und daher kostenlos. Erst bei der freiwilligen Fortsetzung in der zweiten Klasse in Form von instrumentalem Gruppenunterricht müssen Eltern für die Teilnahme ihrer Kinder zahlen.
Die Städtische Musikschule hat die Notwendigkeit erkannt, sich am Ganztagsangebot der Grundschulen zu beteiligen. "Wir müssen einsteigen, sonst wird es die Musikschule, wie man sie jetzt kennt, in fünf oder sechs Jahren nicht mehr geben", ist Sevenich überzeugt.
Die Personalkosten für die Schulkooperation im Jahr 2008/2009 belaufen sich auf 21500 Euro. Dieser Betrag wurde aus den Einsparungen im Personalbudget 2007 der Musikschule finanziert und zu Teilen aus der Teilnahmegebühr an der Käthe-Kollwitz-Schule.