Ratingen: S6 nur noch alle 20 Minuten

Verkehrsplan: Die Verstärkerfahrten im Berufsverkehr sollen abgeschafft werden. Verbesserungen sind bei manchen Buslinien in Sicht.

Ratingen. Der öffentliche Nahverkehr ist eine feine Sache - mit einem Haken: Er kostet Geld. Deshalb wird die Nahverkehrsplanung regelmäßig auf den Prüfstand gestellt, um erfolgreiche, also auch finanziell einträgliche, Verbindungen eventuell noch weiter zu verbessern, und Angebote, die nur minimal frequentiert werden, auf die Grundversorgung zu beschränken oder gar einzustellen.

So gab es in den vergangenen Jahren gezielte Aufwertungen etwa bei der Schnellbuslinie 55 oder der Buslinie 761, dafür wurden die nachweislich kaum genutzten Linien 750 und 762 eingestellt.

Derzeit stellen die Stadt Düsseldorf und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) neue Nahverkehrspläne auf, die natürlich auch Auswirkungen auf Ratingen haben. So plant der VRR bei der Umsetzung eines neuen S-Bahn-Konzeptes die Verstärkerfahrten zwischen dem Düsseldorfer Hauptbahnhof und Ratingen-Ost bis auf zwei Fahrten morgens abzuschaffen.

Grund dafür sei angeblich eine zu geringe Fahrgastzahl und die Anfälligkeit für Verspätungen beim Wendemanöver in Ratingen-Ost. Die Stadt bezweifelt die zu geringe Nachfrage und fordert vom VRR, die Zahlen offenzulegen. Kritisiert wird auch, dass gerade die problematische Strecke der S6 die letzte Linie ist, auf der die neuen, zuverlässigeren Triebwagen eingesetzt werden sollen. Das Ausdünnen des Minutentaktes soll durch den Einsatz von doppelt so langen Zügen kompensiert werden.

Bewegung will der VRR auch in Sachen Reaktivierung der Ratinger Westbahn bringen - die Planungen waren seit 2003 nicht weiter verfolgt worden. Doch hat die Stadt in einer Stellungnahme selbst schon festgestellt, dass aufgrund der verschlechterten Haushaltssituation die für Ratingen anteiligen Betriebskosten - jährlich eine Dreiviertel Million Euro - "in absehbarer Zukunft nicht finanzierbar sind".

Das brachte im Stadtentwicklungsausschuss Felix Gorris (Grüne) und Alfred Dahlmann (BU) in Rage: Ein solcher Satz sei doch geradezu eine Aufforderung für die zuständigen Stellen, jetzt nichts mehr zu unternehmen. "Das ist das Todesurteil für die Machbarkeitsstudie."

Die Mehrheit im Ausschuss weigerte sich, die Vorlage nur "zur Kenntnis zu nehmen". Baudezernent Ulf-Roman Netzel verteidigte die Position: Düsseldorf und Duisburg als beteiligte Städte seien zwar pro Westbahn, die notwendigen Kostenübernahmeerklärungen lägen aber bis heute noch nicht vor.

Wesentlich handfester sind die angestrebten Verbesserungen bei verschiedenen Buslinien: Durch eine Zusammenlegung der Linien 759 und 760 könnte werktags ein 10-Minuten-Takt erzielt werden. Damit wäre mit vergleichsweise geringem Aufwand der Ortsteil West schneller an den Flughafenbahnhof und damit an das überregionale Schienennetz angebunden.

Kostengünstig zu haben wäre auch eine Verlängerung der Buslinie 757 bis zur Theodorstraße mit Anschluss an die Straßenbahn 701, die 2015 vielleicht verlängert werden soll. Nutzer aus West und Tiefenbroich erhielten so eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Außerdem wäre der ISS-Dome in Rath besser angebunden, zumal der ungünstige 20/40-Minuten-takt auf einen durchgehenden 20-Minuten-Takt verdichtet werden soll.

Eine Taktverdichtung käme auch für den Schnellbus SB55 in Betracht. Um den geplanten Vodafone-Campus sowie den Bereich An den Dieken besser zu erschließen ist eine Änderung des Linienweges und der Endhaltestelle geplant. Im Stadtentwicklungsausschuss wurde angeregt, die Strecke auch samstags und bis nach Breitscheid verkehren zu lassen.

Kritisch sieht man in Ratingen dagegen die Einrichtung eines neuen Schnellbusses SB59 von Homberg über Mettmann nach Düsseldorf. Das wäre eine parallele Verbindung zur Linie 748, außerdem wird bezweifelt, ob der geplante Verlauf über die oft verstopfte B7 sinnvoll wäre. Von Homberg aus ist man in zehn Minuten am Ostbahnhof und hat Anschluss an die S-Bahn.

Statt die Planungen nur zur Kenntnis zu nehmen, entschied der Stadtentwicklungsausschuss, sie auch im Hauptausschuss und Rat zu beraten.