Ratingen: Sara Görg - In 30 Jahren um die Welt
Ratingens neue Beauftragte für Städtepartnerschaften bringt eine gute Voraussetzung mit: Sie reist für ihr Leben gern.
Ratingen. Fernweh und Reiselust gehören zu ihren Grundbefindlichkeiten. So gesehen hat Sara Görg (30) einen idealen Job: Seit einigen Monaten ist sie die Beauftragte für Städtepartnerschaften bei der Ratinger Stadtverwaltung.
Da gehört der Hauch der großen weiten Welt quasi von Berufs wegen dazu: England, Frankreich, Finnland, Russland, Nordamerika, China - die Dumeklemmerstadt hat weltweit Partnerschaften, die auch gepflegt werden sollen.
In einem Aktenschrank in ihrem Büro fand Sara Görg zu Beginn ihrer Anstellung einen alten Weltatlas, der in einer Ecke vor sich hin kümmerte. Das Kartenwerk liegt jetzt immer in Reichweite. Man mus sich ja orientieren ...
Aber eigentlich muss sich Sara Görg gar nicht orientieren: Alle fünf Kontinente hat sie bereits bereist. Zuletzt war sie mit einer Freundin im Mai drei Wochen in Oman.
4000 Kilometer haben sie im Auto abgespult - auch durch die Wüste. Die nächste Reise ist schon geplant:
Im November geht es auf eigene Faust drei Wochen durch China, das volle Programm: "Shanghai, quer durchs Land, Jangtse, Peking, große Mauer", sprudelt sie los.
"Ich bin eigentlich die einzige in unserer Familie, die reist", wundert sie sich selbst ein wenig. Weder ihre drei Brüder noch ihre Eltern hat es je in die Welt hinaus gezogen.
"Reisen ist mein ein und alles, dafür gebe ich mein ganzes Geld aus", erzählt sie mit leuchtenden Augen. Diese Erinnerungen und Erlebnisse könne einem niemand nehmen.
18 dicke Fotoalben stehen zuhause, nicht zum Vorzeigen, sondern um in Erinnerungen zu schwelgen. 1995 war sie Nambia, "den Kilimandscharo habe ich auch bestiegen".
Vier Monate Sri Lanka, sechs Wochen Australien, Südamerika, Mexiko sowie Nordamerika - "da war ich bestimmt schon 25-mal". Neuseeland steht noch auf dem Programm ...
Bevor sie zur Stadtverwaltung kam, war Sara Görg Regionalleiterin einer großen Discounterkette, verdiente gutes Geld, kam aber mit der Mentalität dieses Jobs nicht zurecht.
"Bitte und Danke waren im Vokabular beim Umgang mit Mitarbeitern nicht vorgesehen. Das passte mit meiner Erziehung nicht so richtig zusammen."
Zuvor hatte sie drei Jahre auf einer Berufsakademie für Internationales Management studiert, spricht mehrere Sprachen. Das kommt ihr auch auf ihren vielen Touren zugute.
Eine ihrer schönsten war im vergangenen Jahr: Dreieinhalb Monate mit allen möglichen Verkehrsmitteln quer durch Indien - Delhi, Bangalore, Madras, Kalkutta, Goa ...
Mit gemischten Gefühlen erinnert sie sich an die 20-stündige Zugfahrt, wo in der "Sleeperclass" rund 50 Reisende sich auf winzigen Betten zwängten.
"Als ich aufwachte, lag ein Inder neben mir - für die war das ganz normal, dass immer zwei Leute auf so einer Liege schlafen."
Gruselig sei auch eine Bootsfahrt auf dem Ganges bei der heiligen Stadt Varanasi gewesen: "Hier baden die Menschen im Fluss, dort werden die Leichen der Verstorbenen am Ufer verbrannt - oder es treiben plötzlich halbverweste Leichen an der Oberfläche."
Ein besonderes Highlight war eine lange Motorradtour auf den Niocobar-Inseln - mit einer "Royal Enfield"-Maschine.
Schon in Goa hatte Görg sich für einen Tag ein Motorrad geliehen - und freut sich immer noch, dass sie damit überlebt hat: "Kein Licht, keine funktionierende Bremse - und damit nachts über eine Landstraße ..."
Das kann ihr hier nicht passieren: An ihrer 13 Jahre alten Honda CB500, mit der sie täglich nach Ratingen fährt, funktioniert alles.