Wülfrath/Mettmann: Traumberuf Tagesvater

Sören Wenzel arbeitet bei den „Bergischen Zwergen“. Probleme mit dem „typischen Frauenberuf“ hat er nicht.

Wülfrath/Mettmann. Schwarze lange Haare, dunkle Kleidung, Kinder auf dem Arm und von Tieren umringt: So trifft man Sören Wenzel an, wenn er in seinem Element ist.

Mal hält er die Kinder einfach im Arm, mal hilft er ihnen, wenn die ersten Gehversuche auf der Nase enden. Nur selten sieht man ihn ohne Kind an seiner Seite.

Damit ist Wenzel eine echte Rarität auf seinem Gebiet: Der 30-jährige Wülfrather ist hauptberuflicher Tagesvater - der einzige im Kreis Mettmann.

Auf dem Gut Benthausen zwischen Mettmann und Ratingen hat er einiges zu tun. Neben den neun Kindern, mit denen Wenzel zu verschiedenen Zeiten spielt, tobt und bastelt, kümmert er sich auch um die Pferde und Hunde des Hofes.

Mit seinen Kolleginnen von den "Bergischen Zwergen" kümmert sich der selbstständige Tagesvater um insgesamt 18 Kinder, die meisten davon sind jünger als drei Jahre.

"Ohne gute Zusammenarbeit und Absprache mit den beiden könnten wir nicht so flexibel arbeiten", lobt Wenzel seine Mitstreiter Anna-Kathrin Balzereit und Barbi Kern.

Das Gespann der drei "Oberzwerge" passt seinen Tagesablauf an die Zeitpläne der Eltern an. "Es kann sein, dass wir um 6 Uhr anfangen müssen, und es kommt vor, dass wir erst gegen 19.30 Uhr das letzte Kind wieder abgeben", erzählt Wenzel, während die Kinder auf dem Hof spielen.

Am wichtigsten sei eine konstante Beziehung. "So wird das Kind nicht zwischen verschiedenen Betreuern herumgereicht und fühlt sich wirklich wohl."

Die Frage nach seiner Motivation ist schnell beantwortet. "Ich würde eigentlich jede Arbeit machen, aber nur so habe ich die Möglichkeit, meine eigenen Kinder bei mir zu haben."

Ylva (2) und Angel (6) sind immer dabei. Das sei auch notwendig, weil Wenzels Frau als Krankenschwester wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten nicht immer Zeit für die Betreuung habe.

Die "Tageskinder" werden Wenzel und seinen Kolleginnen von den Jugendämtern in Mettmann und Wülfrath zugewiesen, von dort bezieht der Tagesvater auch sein Gehalt.

"Man kann durchaus davon leben, aber wir halten die Zahl der Kinder bewusst niedrig. So können wir für alle gleichermaßen da sein", erzählt Wenzel, während sich die kleinen Zwerge frei auf dem Hof austoben dürfen. Die "Bergischen Zwerge" sind stets ausgebucht.

Darauf, dass Sören Wenzel als Mann einen "typischer Frauenberuf" ausübt, sei schon sehr unterschiedlich reagiert worden. "Die Jugendämter vergeben unter anderem gezielt Kinder allein erziehender Mütter an mich, damit die Kinder eine männliche Bezugsperson haben."

Man habe ihn aber schon mehrfach ernsthaft gefragt, wie er als Mann diesen Beruf machen könne, wo er sich doch auch um Mädchen kümmern müsse, erzählt er - und nimmt es mit Humor.

"Am besten ist es, wenn Kinder sowohl Männer als auch Frauen in ihrer Umgebung haben. Besonders, wenn sie so jung sind. Die Mischung macht’s", verrät er das Erfolgsrezept der "Bergischen Zwerge", das sich auch in der Pädagogik zeigt.

"Wir betreuen nicht nach irgendeinem psychologischen Konzept, sondern so, wie es für die Kinder in der jeweiligen Situation am besten ist."

Seine Qualifikation erhielt Wenzel im Lehramtsstudium in Wuppertal, das er allerdings abbrach, weil es Probleme mit seiner Fächerkombination gab.

Nach der Geburt seiner Tochter Ylva zog es ihn - nach einem Abstecher ins Handwerk - dann wieder zurück in die Pädagogik.

Und das hat er nicht bereut: "Der Job des Tagesvaters ist zwar sehr selten", sagt er, "aber für mich der absolute Traumberuf."