Ratingen: Schräger Auftritt in der Kulturkneipe
Rund 60 Besucher genossen Literatur in der Kulturkneipe im Lux.
Ratingen. Bei derart sonnigem Frühlingswetter war es am Sonntag natürlich eine schwere Gewissensprüfung, ob man statt Wald, Park oder Biergarten tatsächlich die Kulturkneipe aufsuchen sollte. Dass trotzdem gut sechzig Besucher den Weg ins Jugend- und Kulturzentrum Lux fanden, erstaunte und freute die Veranstalter vom Literaturkreis ERA sichtlich, zumal sie an diesem Tag nicht eben mit leichter Kost gelockt hatten.
Unter dem vielsagenden Titel "Frau Bauchnabel lebt in Oberhausen" präsentierten die Künstler Sabine Boese und Thomas Schmidtbauer eine schräge Performance zu Ehren des Schweizer Malers und Bildhauers Hans Arp, der in seiner Heimat als Wegbereiter, wenn nicht gar als Begründer des Dadaismus gilt, dessen literarische Schöpfung hierzulande aber weitestgehend unbeachtet geblieben ist.
Das Künstlerduo aus Herne ist hingegen in Ratingen längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, dennoch überraschte das wilde und unberechenbare Spektakel, dass sie mit minimalen Mitteln auf die Bühne im LUX zauberten. Das Zauberwort hieß "Schwarzlicht": Groteske Kostüme und sperrige Kopfbedeckungen wirkten in dem zugleich grellen und schummerigen Halblicht noch abwegiger, die skurrilen Texte noch merkwürdiger, die eingespielten Easy-Listening und Jazzrock-Klänge fast schon verstörend fehl am Platz.
Während Sabine Böse stets leicht abwesend Gedichte und Texte Arps vortrug, war es Thomas Schmidtbauers Aufgabe, das gesprochene Wort optisch zu untermalen. Dies tat er mit teilweise drastischen Mitteln. So spielte er Tennis in Zeitlupe mit Bällen, die von der Decke hingen, behängte seine Partnerin mit Wollfäden oder zog sich bis auf die Unterhose aus, um seinen Körper als lebende Leinwand zu benutzen. Für einige Gäste war das sichtlich zu viel, die meisten aber spendeten nach gut einer Stunde literarischer Geisterbahn begeisterten und vor allem wohl verdienten Applaus.