Stadtrat: Neue Bezirkssportanlage ohne Option auf Erweiterung
Wichtige Projekte wurden auf den Weg gebracht: Ausbau der L 239, Naturstein für die Bechemer Straße, Sanierung Sportplatz Neuhaus.
Ratingen. "Wir werden das alles heute durchziehen." Der Wille des Stadtrates, die gewaltige Tagesordnung von 63 öffentlichen und nicht-öffentlichen Punkten samt Etatreden und Haushaltsverabschiedung gestern abarbeiten zu wollen, war vorhanden und spürbar. Um ausufernde Debatten zu verhindern, hatte man sich im Vorfeld auf eine Beschränkung der Redezeit auf zehn Minuten pro Fraktion und Tagesordnungspunkt geeinigt - mit Erfolg. Bis zur Mittagspause waren bereits 40 Punkte abgehakt und wichtige Entscheidungen gefällt worden.
Einstimmig wurde eine Resolution gegen den Probebetrieb mit ausgeweiteten Start- und Landezahlen am Flughafen verabschiedet.
Gegen die Stimmen von SPD, Grünen und Ratinger Linke wurde beschlossen, die Kosten für den Weiterbau der L239 vorzufinanzieren. SPD-Fraktionschef Christian Wiglow sprach sich gegen eine "Bescherungspolitik" und "Beihilfe zur Zerstörung des Schwarzbachtals" aus. Er sei sich sicher, dass mit Klagen vor dem Ober- und Bundesverwaltungsgericht der 30Jahre alte Planfeststellungsbeschluss ohnehin gekippt werde. Außerdem finanziere man einen "Torso mit einer Harald-Birkenkamp-Gedächtnisbrücke", der Rest der Strecke bleibe unausgebaut. Susanne Stocks (Grüne) bestritt die Unfallhäufigkeit auf der kurvigen Straße im Schwarzbachtal. "Auf der Rennstrecke vor Mettmann passieren die schweren Unfälle." CDU und Bürger Union forcierten dagegen die Vorfinanzierung: Wenn man jetzt nichts unternehme, werde sich auch in zehn oder 20 Jahren nichts tun.
Eine klare Mehrheit sprach sich dagegen für die Einrichtung von fünf Stellen zur Umsetzung des so genannten Dormagener Modells aus, das junge Eltern und deren Kinder von Geburt an intensiv begleiten und Krisenfälle vermeiden helfen soll. Die BU hatte vier Stellen für ausreichend gehalten.
Ebenfalls mit deutlicher Mehrheit entschieden wurde die Frage der neuen Pflasterung auf der Bechemer Straße. Dem klaren Votum aus Vereinen und der Bürgerschaft wollte sich nur die SPD nicht anschließen.
Völlig geräuschlos und unspektakulär ging auch die Entscheidung über die Sanierung der Sportanlage Neuhaus über die Bühne, die wegen des Szenarios einer riesigen Lärmschutzwand bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte: Einstimmig wurde in wenigen Augenblick abgestimmt, dass die Anlage "ohne aktiven Lärmschutz" saniert wird, die Möglichkeit zur Nachrüstung aber baulich mit eingeplant werde.
Auf den Weg gebracht wurde auch der Bau der neuen Bezirkssportanlage in Ratingen Mitte - allerdings mit einer hauchdünnen Entscheidung. Mit 33 zu 32 Stimmen lehnten Bürger Union (plus Bürgermeister-Stimme) und SPD die Variante ab, die neben den beiden Fußballfeldern und einem Hockey-Spielfeld noch die Option für einen dritten Fußballplatz vorgesehen hätte. CDU, FDP, Grüne und Linke hatten sich für diese Möglichkeit ausgesprochen.
Es bleibt bei zwei Feldern für Fußball und einem für Hockey, das von Fußballern mitgenutzt werden kann. Die Mehrkosten für bessere Gebäudeausstattung (51000 Euro) sowie eine beleuchtete Rundlaufbahn (116000 Euro) wurden mehrheitlich abgesegnet. Lothar Diehl (Bürger Union) hielt die Laufanlage für überflüssig, ebenso das Hockeyfeld ("nur weil ein Hockey-Weltmeister aus Ratingen kommt"). Die SPD schloss sich Diehls Sichtweise an, wollte eine "liebevoll gestaltete, keine seelenlose Anlage".
Abgelehnt (20:43) wurde die CDU-Forderung, für den kommunalen Ordnungsdienst drei zusätzliche Kräfte einzustellen.