Ratingen: Milch soll Schüler fit machen

Schule: Der Bund und das Land NRW wollen mit einem Modellvorhaben den Verzehr von Schulmilch in der Grundschule fördern. Vier Ratinger Schulen haben den Zuschlag bekommen. Eine lehnt die Teilnahme aber ab.

Ratingen. Das Fläschchen Milch oder Kakao zur großen Pause hat in deutschen Schulen eine jahrzehntelange Tradition. Bis jetzt: Denn immer weniger Schüler greifen zu Frisch- oder H-Milch. Auch der süßlichere Kakao ist bei den Kindern nicht mehr so im Trend, wie es einmal vor Jahren war.

Jetzt soll ein Modellprojekt des Bundes und des Landes NRW helfen, die Getränke wieder attraktiver zu machen. Denn Milch gilt allgemein als gesundes Lebensmittel, das durch seinen Anteil an Kalzium wichtig für den Knochenaufbau und damit für die kindliche Entwicklung ist.

Gleichzeitig wird im Rahmen des Projekts untersucht, wie der Milchverbrauch wieder gesteigert werden kann, zum Beispiel durch Unterrichtseinheiten, die sich mit dem Thema gesunde Ernährung und Milch befassen. Dafür gibt das Land 400 000 Euro aus.

Von dieser Summe profitieren auch vier Ratinger Schulen. Sie haben den Zuschlag vom Land bekommen und können, wenn sie wollen, an dem Modellprojekt teilnehmen. Die Schüler sollen dann nicht nur die Tipps zur gesunden Ernährung bekommen, sondern auch Milch zu verschiedenen Preisvariationen oder sogar kostenlos erhalten. Dabei ist schon jetzt der Preis für Milch mit rund 30 Cent pro Viertelliter bezahlbar - aber nicht für alle Eltern.

So ist zum Beispiel Lintorf "kein gelobtes Land, wo es allen Elternteilen gut geht" sagt die stellvertretende Schulleiterin Edith Winter. Sie ist daher froh, dass ihre Schule an dem Projekt teilnimmt. Aber nicht nur, weil schlechter gestellte Eltern sich dann die Milch für ihre Kinder eher leisten können. "150 Kinder sind bei uns in der Ganztagsbetreuung. Sie müssen bis 16 Uhr versorgt werden." Und da sei Milch ein gesundes Lebensmittel, dass die Kinder ohne Sorge verzehren könnten.

An der Heinrich-Schmitz-Grundschule beobachtet die Schulleiterin Franziska Ebeling, dass seit Jahren die Zahl der Kinder, die Milch oder Kakao trinken, abnimmt. "In meiner Klasse sind es gerade einmal drei Schüler von 23, die Milch oder Kakao bestellen", sagt sie. Das sei früher anders gewesen. Dabei beobachtet Ebeling, dass aber erst mit zunehmenden Alter die Kinder immer weniger Lust auf die Getränke haben. Dass ihre Schule an dem Projekt teilnimmt, ist für die Direktorin selbstverständlich. "Milch ist ein gesundes Lebensmittel. Natürlich machen wir beim Projekt mit."

Auch die Albert-Schweitzer-Schule ist auserkoren worden, an dem Projekt teilzunehmen. Doch die Schule verzichtet auf günstigere Milch mit Subventionen seitens des Landes. "Unsere Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder Milch, vor allem die Erdbeer-, Vanille- oder Bananensorten, trinken," sagt Direktorin Ute Czech.

Darin stecke zu viel Zucker, der Übergewicht fördere. Auch das Argument Kinder müssten Milch trinken, weil sie ansonsten nicht genügend Kalzium bekämen, entkräftet Czech. "Eine Ernährungsberaterin hat uns gesagt, dass die Kinder mit der heutigen Ernährung optimal mit dem Mineral versorgt sind. Sie bräuchten nicht zusätzlich Milchprodukte in der Schule zu sich zu nehmen." Auch die Karl-Arnold-Schule hat vom Land den Zuschlag zur Teilnahme an dem Projekt bekommen.

Eine Stellungnahme der Schulleitung zu dem Thema war bis Redaktionsschluss aber nicht zu bekommen.