Ratingen: Wettkampf gegen das Wetter

Einigen Regen hat diesmal das Mehrkampfmeeting abbekommen. Für die Sportler kein Problem, für die Gäste schon.

Ratingen. Jacke ausziehen, Sonnenbrille aufsetzen, Campingstuhl aufklappen. Regenschirm aufspannen und wieder zuklappen. Vom Sonnenplatz unter das trockene Tribünendach sprinten - und wieder zurück.

Nicht nur für die Athleten ging es beim Mehrkampfmeeting sportlich zu. Auch die Zuschauer waren eigentlich ständig in Bewegung. Die Wettergötter waren jedenfalls ziemlich launisch und hatten ausgerechnet für das Wochenende die Schafskälte angekündigt. "Wir beten, dass es trocken bleibt", hoffte DLV-Meetingdirektor Frank Kowalski noch am Samstagmorgen darauf, dass sich der Wetterbericht als falsche Prognose erweisen könnte.

Doch schon beim ersten Laufstart der Männer am Vormittag war Schluss mit dem Optimismus. Pünktlich mit dem Startschuss kam der erste Regenschauer und von da an sollte es den ganzen Tag so weitergehen. Zuvor hatten die Veranstalter noch die Weitsprunggrube getauscht, um den Sportlern zu Rückenwind zu verhelfen. "Es ist natürlich anstrengend, sich den ganzen Tag über auf Betriebstemperatur zu halten. Aber Mehrkämpfer sind hart gesotten", blieb Kowalski dennoch gelassen.

Auch einer, der es eigentlich wissen muss, riet mit Blick auf die Wetterkapriolen zu entspannter Ruhe: "Das ist Zehnkampfwetter. Es ist sehr selten, dass solche Wettkämpfe abgebrochen werden", kommentierte Jens Schulze, ehemaliger Deutscher Meister im Zehnkampf, das Geschehen im Stadion.

Als Stadionsprecher hielt er die Zuschauer bei Laune, von denen etliche schon zum ersten Wettkampf in aller Herrgottsfrühe angereist waren. Viele davon sogar von weit her, so wie Karl-Peter Lorenz aus Wiesbaden, der Enkel Jelle (10) den Ausflug nach Ratingen für gute Schunoten geschenkt hatte.

Als pünktlich um 9 Uhr der Startschuss für die 100 Meter der Herren fiel, hatten Stefanie Groh und Judith Horak schon drei Stunden auf der Autobahn hinter sich. Die beiden Leichtathletinnen waren aus Baden Östringen angereist, um eine Vereinskameradin zu unterstützen.

Mit einer Kanne Tee und einem Janosch-Bestseller als Pausenfüller hatte sich Marianne Wichert auf den Weg ins Stadion gemacht. "Ich sehe es gern, wenn die Sportler kämpfen und siegen", sagt sie. Dass man dabei so nah am Geschehen sei, mache das Mehrkampfmeeting zu einem besonders spannenden Event, so die Ratingerin.

Ein besonderes Ambiente, das auch Regina und Horst Baden schätzen. Die sportbegeisterten Eheleute waren aus Bremervörde nach Ratingen gekommen, und das schon zum 14. Mal. Um dem Wetter zu trotzen, hatten sie sich angemessen ausgestattet: Mit wärmender Decke, einer Thermoskanne mit heißem Kaffee und Strickzeug für die Wettkampfpausen.