Ratingen: Wo Radler keinen Spaß haben

Edith Feltgen nahm die WZ mit auf eine Tour durch die Innenstadt – und zeigt Problemstellen.

Ratingen. Freitag Mittag, 12 Uhr in Ratingen. Die Innenstadt ist voll von Autos, Radlern und Fußgängern. Kein Wunder, bei dem Wetter. Auch Edith Feltgen ist auf ihrem Drahtesel unterwegs, wie so oft.

"Manche nennen mich ja auch die ,Fahrrad-Frau’ von Ratingen", sagt die 82-Jährige und lächelt. "Aber Radfahren hält mich eben gesund und jung." Und Ratingen wäre ja eigentlich auch eine ideale Radfahrstadt, ist sich Feltgen sicher. "Bis auf Homberg ist eigentlich alles sehr eben. Wenn ich da an Wuppertal denke, nee", sagt sie und winkt ab.

Doch es werde viel zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht. Den Status als "Fahrradfreundliche Stadt", den die gleichnamige Arbeitsgemeinschaft vergibt, ist Ratingen seit einiger Zeit los. "Wir arbeiten dran, wieder aufgenommen zu werden, aber da muss sich etwas tun", sagt Feltgen. Immer werde nur gefragt: Was kostet das?

Stellen in Ratingen, wo Radfahren keinen Spaß macht, mitunter sogar gefährlich ist, gibt es ihrer Meinung nach genug. Eine ganze Liste hat sie dabei. "Manches geht einfach gar nicht." An der Ecke Industriestraße/Europaring, dem ersten Halt auf der Tour, fehle zum Beispiel eine Markierung auf der Straße für die Radler, wenn sie abbiegen wollen. "Oft stehen die Autos viel zu weit rechts." Der Herr im VW Golf führt das gerade vor.

Ein paar Minuten später steigt die ehemalige ADFC-Vorsitzende an der Hans-Böckler-Straße vom Rad und schüttelt den Kopf. "Das hier nenne ich eine richtige Irreführung der Radfahrer." Feltgen zeigt auf den "Radweg" in Richtung Düsseldorfer Straße.

Rot ist der auf dem Straßenpflaster eingezeichnet - und endet ausgerechnet in der Kurve auf Höhe der Tankstelle. "Sollen sich die Radler dann in Luft auflösen oder was?" Die Begründung der Stadt sei, dass die Straße zu eng werde für einen Radweg. "Dann sollte man ihn aber wenigstens ein Stückchen weiterführen."

Bei vielen Verkehrsplanungen werde einseitig zu Lasten der Fahrradfahrer entschieden, ist Feltgen überzeugt. "Autofahrer müssen einfach auch Rücksicht nehmen." Ein frommer Wunsch, wie sie einräumt.

Da, wo das nicht klappt, musste die Stadt reagieren. So wird der Radweg der Düsseldorfer Straße an der Einfahrt zum Sandweg von Barrieren unterbrochen. "Es kam mehrfach zu Unfällen mit Radlern, weil die Autofahrer beim Abbiegen vom Sandweg aus nicht nach rechts geguckt haben." Für die Radfahrer heißt das jetzt, wenn sie sich richtig verhalten wollen, absteigen und schieben.

Die Tour geht weiter, Einbahnstraßen sind jetzt das Ziel. Feltgen ist für eine beidseitige Öffnung für Radfahrer. "Die meisten Straßen sind dafür breit genug. Und Autofahrer sehen die Radler doch, wenn sie entgegenkommen." Ein gelungenes Beispiel dafür sei die Hochstraße: "Da ist viel Verkehr, aber es klappt." Das sollte doch auch zum Beispiel an der Friedhofstraße in Richtung der Bäder funktionieren.

Hart ins Gericht geht die 82-Jährige mit der Qualität der Radwege an sich. "Viele werden schnell übersehen, Fußgänger laufen dann dort umher, und haben Sie mal gemerkt, wie holprig die Strecken teilweise sind?"

Die Probleme für Radfahrer müssten noch mehr in die Öffentlichkeit gebracht werden, wünscht sich Feltgen, die aber realistisch bleibt. "Manche Forderungen von mir gehen schon sehr weit, das weiß ich", sagt sie und lächelt spitzbübisch. "Aber mir geht es eben um das Miteinander von allen Verkehrsteilnehmern. Man braucht nicht immer strenge Regeln."