Ratingen: Wohin mit dem Rathaus?
Ratssitzung: Schon wieder droht eine Standortdebatte. Parteien wollten sich erst intern beraten.
Ratingen. In der unendlichen Geschichte des Rathaus-Neubaus wird heute Nachmittag in der Ratssitzung (ab 16 Uhr, großer Sitzungssaal) ein neues Kapitel aufgeschlagen. Zur Debatte steht nämlich der Vorschlag der Verwaltung, den Neubau an einer anderen als der bisher vorgesehenen Stelle zu errichten: auf dem Parkplatz gegenüber dem städtischen Jugendheim am Stadionring, parallel zur Friedrich-Ebert-Realschule (wir berichteten). Bislang stand das Wiesengrundstück mit dem "Boje"-Pavillon (Ecke Stadionring/Am Krumbachskothen) als Standort im Fokus.
Ob der neue Standort bei den politischen Fraktionen auf großen Anklang stoßen wird, ist noch völlig offen - erst gestern Abend trafen die Parteien zur Vorberatung zusammen. Indes klang allerdings schon an, dass man mit dem neuen Entwurf des Architektenbüros HPP auch des Standorts wegen durchaus Probleme habe. Kritik wurde vor allem daran geäußert, dass die jetzt präsentierten Entwürfe nicht so ganz dem Sinn des Ratsbeschlusses entsprechen. So würde bei zwei von drei - von der Verwaltung verworfenen - Alternativlösungen das Kleingartenareal ganz massiv in die Bebauung einbezogen, was der Stadtrat nicht unbedingt anstrebt. Der jetzt von der Verwaltung favorisierte HPP-Vorschlag sieht - anders als bei den Alternativlösungen - keine Aufteilung in zwei Gebäudeteile, sondern einen Gesamtkomplex vor. Diese "alles-unter-einem-Dach"-Lösung hätte aus Architektensicht erhebliche organisatorische Vorteile, böte aber auch günstige Betriebskosten durch kompakte Bauweise und geringe "Hüllfläche".
Auf der anderen Seite fällt diese Lösung von ihren Dimensionen deutlich wuchtiger aus als die bisherigen Entwürfe. Als besonders nachteilig wird empfunden, dass für die an der Realschule entfallenden Parkplätze (135 Stellplätze) an der Straße Am Krumbachskothen ein Parkdeck errichtet werden muss. Für die Tiefgarage unter dem neuen Rathaus sind 144 Stellplätze vorgesehen - beide Parkanlagen sollen übrigens bewirtschaftet werden, das Parken dort kostet also.
Der dominante Eindruck des Gebäudes ist laut HPP gewollt und wird sogar dadurch verstärkt, in dem der Neubau auf einen flachen Sockel gestellt werden soll. Der Baukörper besteht aus zwei quasi "schwebenden" langen Quadern oberhalb eines transparenten Erdgeschosses. Da der freie Zwischenraum von einem Glasdach überdeckt wird, entsteht der Eindruck eines riesigen Atriums. Das Tageslicht in diesem Innenraum ermöglicht zudem die Anordnung von Büros mit Fenstern zur nach innen gewandten Seite. Die beiden Teile sind in jedem Geschoss mit baumartigen, jeweils versetzt angeordneten Brücken miteinander verbunden.