Wülfrath: Der Sängerkreis muss keinen Vergleich mit anderen scheuen
Der Chor überzeugt in der vollen Stadthalle. Die drei Gastsolisten begeistern.
Wülfrath. Egal, wie akribisch ein Auftritt vorbereitet ist - wenn plötzlich und unerwartet kreuzende Marathonläufer den Weg versperren, kann ein Konzert nicht pünktlich beginnen. So erging es Meike Albers und Jin-Chul Jung, die als Solisten das Frühlingskonzert des MGV Sängerkreis in der Stadthalle unterstützten, aber ihr Ziel wegen der unvermutet auftauchenden Sportler einfach nicht rechtzeitig erreichten.
Vielleicht auch in Vorfreude auf das Programm, das sich bereits auf dem Papier interessant las, nahmen es die Zuhörer gelassen. Mit Mineralwasser und den ersten Weißweinschorlen ausgestattet, nahm das Publikum in der bis auf den letzten Platz belegten, sonnendurchfluteten Stadthalle Platz.
Gerade als die ersten scherzhaft davon sprachen, in dem Chor sei ja gar keine Ordnung mehr, öffnete sich der Vorhang und Dirigent Lothar Welzel ergriff das Wort. "Meinen Sängern erkläre ich oft etwas zu den Texten. Deshalb sollen Sie nicht uninformiert bleiben."
Im ersten musikalischen Block wurden "Festgesang an die Künstler" und "Der Rattenfänger" gesungen, Lieder, die auf Texten Friedrich Schillers beziehungsweise Johann Wolfgang von Goethes basieren und überaus würdevoll durch Felix Mendelssohn-Bartholdy und Kurt Lissmann vertont wurden.
Nicht minder gut wurden die harmonischen Ansprüche und delikaten Raum-Klang-Bezüge von den Männern intoniert. Vor allem die Elemente der Barockmusik, die Mendelssohn-Bartholdy nicht parallel, sondern gegeneinander gesetzt hat, wurden als komplexe, kontrapunktische Stimmgefüge in verbindender Klanghomogenität durch einheitliche Vokalfärbungen umgesetzt.
Die absoluten Stars der Veranstaltung waren an diesem sonnigen Nachmittag allerdings die Gäste. Dirk Wedmann wurde für sein Klavierspiel mit Beifall bedacht. Für ihre Arie der Liu "Tu che di gel sei cinta" aus Giacomo Puccinis "Turandot" wurde Sopranistin Meike Albers, Studentin an der Folgwang-Schule, mit tosendem Applaus belohnt.
Ebenso wenig wollten sich die begeisterten Zuhörer bei Jin-Chul Jungs Arie des Rudolfo "Che gelida manina" aus "La Bohème", ebenfalls von Puccini komponiert, vor Begeisterung beruhigen. Der Koreaner Jin-Chul Jung ist übrigens ein Kommilitone von Meike Albers, der in diesem Jahr seinen Abschluss an der Folkwang-Schule absolvieren wird.
Mit dem "Gefangenenchor" aus "Nabucco" (Guiseppe Verdi), Hermannjosef Rübbens "Kein schöner Land" und "Ich bin die Christel von der Post" (Carl Zeller) gab es dann allerlei Mitsing-Kompatibles, ehe es als kleines Finale "Schenkt man sich Rosen in Tirol", gesungen vom Sängerkreis plus Solisten, zu hören gab.
Den würdevollen Abschluss bildeten dann die MGVer "Beim Dorftanz" und allen war klar: Beim von Chorleiter Lothar Welzel geführten Vokalensemble handelt es sich um einen Chor, der den Vergleich mit anderen nie und nirgendwo zu scheuen braucht.