Ratinger Innenstadt: Wie weit darf Werbung gehen?

Der Streit um die Werbesatzung kocht wieder hoch. Die Auflagen seien zu hart und willkürlich, klagen Geschäftsleute. Oder ist alles nur eine Frage der Auslegung?

<strong>Ratingen. Bunte Werbetafeln gleich gegenüber dem Dumeklemmerbrunnen? Leuchtreklame im Schatten der altehrwürdigen Mauern von Peter und Paul? Und abgeklebte Schaufenster im historischen Geschäftsgebäude? Die Werbemaßnahmen der Einzelhändler beschäftigen immer wieder die Verwaltung. Der Grund: Eine Satzung schreibt fest, welche Werbetafeln und -maßnahmen Geschäftsleute in der Innenstadt anbringen und nutzen dürfen. Und es kommt immer wieder zu Diskussionen zwischen Stadt und Händlern. Die Fragen: Was ist noch im Rahmen? Und was stört das historische Stadtbild?

"So eine Satzung muss mit Sinn und Verstand umgesetzt werden"

"Wir hören immer wieder von Einzelhändlern, dass es zu bürokratisch zugeht", sagt Ewald Vielhaus, Fraktionsvorsitzender der CDU. Seine Partei möchte das Thema in den politischen Gremien diskutiert wissen. Denn: "So eine Satzung ist kein Selbstzweck", sagt er. "Das muss mit Sinn und Verstand umgesetzt werden, darf keine Blüten treiben."

"Hintergrund ist, dass Werbung das Stadtbild nicht zerstören soll", so Planungsamtsleiter Michael Hölzle. Das sei in Ratingen nun mal historisch. "Und dass es heute so aussieht, haben wir durchaus der Werbesatzung zu verdanken."

Einzelhändler, die Werbemaßnahmen planen, müssen diese von der Verwaltung genehmigen lassen. "Doch das läuft konstruktiv", so versichert Hölzle. "Wir führen viele Gespräche mit Geschäftsleuten, und es kommt immer zu guten Ergebnissen."

Christian Heinrici, Inhaber der Markt-Apotheke, platzt beim Stichwort Werbesatzung sofort der Kragen: "Die ist eine Katastrophe! Wenn man nur ein Schild rausstellen will, wird sich gleich quergestellt. Als ob wir hier in Mettmann oder Rothenburg ob der Tauber wären."

Seine eigene Erfahrung: Über 40 Meter Fassadenlänge habe er nur 30 Zentimeter hohe Schrift anbringen dürfen, diese nur in gold und nur von hinten angestrahlt. "Jetzt werden wir im Notdienst kaum gefunden", ärgert er sich, "ich halte die Satzung für maßlos überzogen."

Ganz anders hört sich der Einzelhandelsverband "Citykauf" an, der seinerzeit die Satzung mit ausgearbeitet hatte: "Wir haben diesbezüglich keinerlei Beschwerden", erklärt Ingrid Hartmann. Nichts desto trotz will die CDU das Thema diskutiert wissen. "Spätestens in der nächsten Ratssitzung", so Ewald Vielhaus. Das Ziel: "Die Verwaltung soll noch mehr sensibilisiert werden."