Sie läuft und läuft und läuft
Cornelia Bullig ist Ultralangläuferin. Erst jetzt legte sie erneut 171 Kilometer zurück. Doch ihr Limit ist damit noch lange nicht erreicht.
Wülfrath. Mal ein wenig Sport machen. Wie viele Menschen fasste Cornelia Bullig vor 20 Jahren diesen guten Vorsatz. „Ich wollte mit dem Rauchen aufhören und nicht dick werden, also habe ich angefangen zu laufen“, berichtet die Wülfratherin. Doch während Viele die guten Vorsätze schnell wieder loswerden, wollte Bullig immer mehr. Heute ist die 56-Jährige Ultralangläuferin und lässt sich manchmal tagelang von ihren Füßen tragen.
Rückblick aufs vergangene Wochenende: Bullig ist eine von rund 80 Startern beim Kölnpfadlauf. Hinter der Strecke verbirgt sich eigentlich ein gemütlicher Wanderweg. Doch nicht dieses Mal: Für den mörderischen Lauf können einige Athleten schon mal 24 Stunden brauchen. Cornelia Bullig braucht bei Höchsttemperaturen von 30 Grad „nur“ 22,5 Stunden bis ins Ziel und holt damit den 2. Platz. Alltag für die Sportskanone.
Wie immer bei den Extremläufen galt: Nicht alle kommen an. Wegen der Hitze brachen einige Mitläufer in Köln ab. Bullig blieb hart. „Das Wetter ist für mich kein Grund aufzugeben“, sagt sie. Da muss schon mehr kommen: Einmal knickte sie bei einem Lauf um und musste verletzt abbrechen.
Was für einige Hobby-Läufer das Limit ist, ist für Bullig das Warmmachen für die großen Auftritte. „Ich laufe vier Mal die Woche 14 Kilometer und am Wochenende einmal 20 bis 25 Kilometer“, sagt sie. Richtig trainieren kann man Ultralanglauf allerdings nicht — man muss ihn einfach machen. „Ich habe mich da herangetastet“, sagt sie.
Ein Jahr nachdem sie mit dem Laufen angefangen hatte, wagte Bullig bereits den ersten Marathon. Ein halbes Jahr später folgte bereits die Premiere im Sechs-Stunden-Lauf.
Ihre größte Errungenschaft war eindeutig der Sechs-Tage-Lauf im französischen Antibes, den sie 2008 in ihrer Altersklasse mit einem Weltrekord bewältigte. Damals ließ sie alle Konkurrenten hinter sich — auch die Männer. 775 unglaubliche Kilometer legte die Wülfratherin in sechs Tagen zurück. Geschlafen hat sie in der Zeit nur wenige Stunden am Rande der Strecke.
Die meisten Ultralangläufer steigen erst mit Anfang 40 in die Szene ein. Bullig glaubt: „Vielleicht liegt das daran, dass man eine gewisse mentale Stärke braucht, wenn man so lange durchhalten will.“ Um nicht unter Langeweile zu leiden, hat die Läuferin oft Musik im Ohr oder unterhält sich mit anderen Teilnehmern, die ein etwa gleich schnelles Tempo haben. Es darf aber auch mal ein Radfahrer sein.
Mit dem Kölner Ergebnis ist Bullig zufrieden. Es war ihr vierter Lauf mit mehr als 100 Kilometern in drei Monaten. Jedes Mal hat es fürs Treppchen gereicht. „Was will man mehr?“