Stadtwerke in Ratingen: Infobrief lässt viele Kunden ratlos zurück
Das mehrseitige Schreiben an die Kunden wird von vielen nicht gelesen - und schon gar nicht verstanden.
Ratingen. "Vertrag Haushalt", "fester Leistungspreis", "Verrechnungspreis", "Treuerabatt", "geteilte Jahresgebühr", "Kombirabatt" "Höchstpreis" und so weiter. Friedrich Remde ist promovierter Akademiker und gewohnt, auch schwierige Sachtexte zu lesen und zu verstehen. Doch das jüngste Schreiben der Stadtwerke hat ihn wirklich gefordert.
In diesen Tagen wurde der mehrseitige Brief an alle Stadtwerke-Kunden verschickt. Was als Kundeninformation gedacht war, entpuppt sich zunehmend als Kundenverwirrung. "Das ist alles unglaublich undurchschaubar", ärgert sich Remde, der eine halbe Stunde dafür gebraucht hat, das Stadtwerke-Schreiben gründlich durchzulesen. "Und mir ist immer noch nicht alles klar."
"Vieles ist einfach viel zu undurchsichtig formuliert" Der Brief sei keine Information, sondern eine Zumutung. Als besonders verwirrend empfinde er, dass die verschiedenen Begriffe und Bezeichnungen nicht eigens genauer erläutert werden. "Vieles ist einfach undurchsichtig formuliert." Warum wird die Jahresgebühr geteilt in eine Grundgebühr und einen festen Leistungspreis - und pro Abrechnung?
Warum müsse er eine Einverständniserklärung zur Abbuchung von seinem Konto unterschreiben, wo doch schon seit Jahren die Abschläge abgebucht werden? "Besonders ärgerlich finde ich es, dass immer nur Nettopreise angegeben werden, obwohl wir doch Endverbraucher sind."
Ihm habe der Brief nicht sehr weitergeholfen. Remde denkt dabei aber auch an Kunden, die nicht die Zeit haben, sich derart intensiv mit den Informationen auseinander zu setzen. "Wenn die Stadtwerke wollen, dass ihnen die Kunden treu bleiben, darf man sie nicht mit einem solchen Schreiben konfrontieren." Wenig erhellend ist der Bereich mit den Preisbindungen. Wer sich für eine bestimmte Zeit an die Stadtwerke bindet, bekommt einen Bonus.
Auch besteht die Möglichkeit, den Strom- oder Gaspreis quasi einfrieren zu lassen. Dann würde man bei möglichen Preissteigerungen ungeschoren bleiben, bei Senkungen aber auch nicht profitieren. Wie viel Plus hätte man bei welcher Änderung? Was macht das unterm Strich aus? Dass vier bis fünf Seiten Infoschreiben "schon grenzwertig" sind, räumt auch Frank Schlosser, Vertriebleiter der Stadtwerke, ein.
Man habe versucht, das Schreiben einfach zu strukturieren, doch es seien eben auch viele Neuerungen mitzuteilen gewesen. Schreiben darf juristisch nicht angreifbar sein Ob es auch einfacher gegangen wäre? Schlosser: Natürlich kann man alles auch einfacher formulieren, aber wir müssen zugleich aber auch auf Vollständigkeit achten, damit man juristisch nicht angreifbar wird."
Da könne es dann schon passieren, dass die Informationsfülle erschlage oder einige der 55 000 Stadtwerke-Kunden überfordert seien. Und noch mehr Details oder gar Beispielrechnungen hätten den Umfang zusätzlich vergrößert. "Im Internet kann man die verschiedenen Preismodelle durchrechnen. Außerdem haben wir auch noch unsere Beratung vor Ort oder am Telefon", so Schlosser.