Tiefenbroich: Raser machen Eltern Angst
Trotz Ampel kommt es auf der Sohlstättenstraße vor der Martinschule oft zu Beinahe-Unfällen. Eltern fordern mehr Verkehrsberuhigung.
Tiefenbroich. Svenja wird jeden Morgen von ihrem Vater zur Grundschule gebracht. Obwohl die Achtjährige kein i-Dötzchen mehr ist, lässt Klaus Wendt seine Tochter nicht alleine gehen. Grund: Svenja muss wie viele andere Grundschüler morgens die Sohlstättenstraße überqueren, um zur Martinschule zu kommen. Und dabei haben viele Eltern Angst um ihre Kinder.
Gerade in den Morgenstunden herrscht auf der viel befahrenen Straße ein so starker Verkehr, dass es vor der Schule immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt - trotz der installierten Ampel.
"Das ist keine Beruhigung für uns. Viele fahren einfach bei Rot drüber", ärgert sich Gaby Herbrand, die sich um die Sicherheit ihres Sohnes Manuel sorgt.
Die Eltern gehen jetzt auf die Barrikaden. Inzwischen hat eine Elterninitiative über 600 Unterschriften gesammelt, Mails und Briefe an den Bürgermeister geschrieben.
Sie fordern verkehrsberuhigende Maßnahmen auf der Sohlstättenstraße, Tempo 30 - wie vor Grundschulen üblich -, eine Verlängerung der Ampelphase für Fußgänger, eine Vorampel ("Viele Rotfahrer nehmen die Ampel nicht wahr") und eine verbesserte Beleuchtung der Sohlstättenstraße.
"Es darf hier so nicht weitergehen. Oder möchten Sie, dass man Ihnen einen Vorwurf macht, wenn heute oder morgen ein Kind, das bei Grün über die Ampel geht, angefahren wird?", heißt es in einem Brief an den Bürgermeister.
In der dunklen Jahreszeit verschärfe sich noch die Situation. Klaus Wendt: "Die Straßenbeleuchtung ist grauenhaft und muss verbessert werden." Er fordert auch eine große Sperrfläche im Ampelbereich, damit die Verkehrssituation durch haltende Fahrzeuge nicht noch zusätzlich verschlimmert wird.
Dass die Sohlstättenstraße sehr belastet ist, weiß man auch im Rathaus. 5.600 Fahrzeuge pro Tag werden dort gezählt. Fünf Buslinien sowie der Diskobus befahren regelmäßig die Strecke.
Dazu kommt ein erhöhtes Lkw-Aufkommen durch ortsansässige Speditionen sowie Anlieferverkehr fürs Gewerbegebiet. Außerdem unterhält die Rheinbahn quasi um die Ecke ihr Depot, was zu einem erhöhtem Busaufkommen führt.
Im Straßenverkehrsamt sieht man den Konflikt, aber keine Lösung: Der Wunsch nach Verkehrsberuhigung sei nachvollziehbar, den verkehrlichen Anforderungen müsse aber auch Rechnung getragen werden.
Abteilungsleiterin Claudia Stüber: "Verkehrsberuhigende Einbauten, wie sie in Tempo-30-Zonen üblich sind, kommen hier nicht in Frage." Das würde auch die Rheinbahn blockieren. Und eine zusätzliche Tempo-30-Zone direkt vor der Grundschule sei nicht möglich, weil dort ja bereits eine Ampel stehe.
Die Beleuchtung im Bereich der Schule sei "nicht optimal", entspreche jedoch den gesetzlichen Vorgaben. Deshalb will man bei Dunkelheit eine Ortsbesichtigung durchführen.
Aktiv geworden ist die Stadt bei der Ampelphase: Die Grünzeit für Fußgänger wurde von acht auf zehn Sekunden erhöht, außerdem bekommte man schneller wieder Grün, wenn man es gerade verpasst hat. Da der Aufbau einer Vorampel sehr teuer ist, will das Amt mit einer Kontrastblende für eine bessere Wahrnehmung sorgen.
Beim Verkehrskommissariat der Polizei gilt die Sohlstättenstraße nicht als Unfallschwerpunkt, was aber auch daran liegen kann, dass nur geschehene Unfälle in der Statistik erfasst werden.