Ratingen: Umfrage zur Rathaus-Sanierung

Die meisten Ratinger befürworten die Sanierung, ärgern sich aber über die Ratspolitiker.

Ratingen. Der wegweisende Beschluss des Rats, das Rathaus zu sanieren, ist derzeit das Stadtgespräch schlechthin in Ratingen. Kein Wunder, ist doch nun ein Schlussstrich unter eine über Jahre hinweg emotional geführte Debatte gesetzt. Die Ratinger begrüßen, dass nun endlich eine Entscheidung über die Zukunft des Rathauses gefällt wurde - sind aber zugleich enttäuscht von den Ratsfraktionen, dass so viel Zeit verstreichen musste, bis ein tragfähiger Beschluss reifen konnte.

Bei einer WZ-Straßenumfrage in der City winken einige Passanten entnervt ab, als sie auf das Thema angesprochen werden. "Erst Neubau, jetzt doch eine Sanierung - dieses ewige Hin und Her ist mir auf den Geist gegangen. Die sollen doch machen, was sie wollen", entgegnet zum Beispiel eine ältere Frau und eilt schimpfend davon.

Verena Metzner (32) lässt ebenfalls kein gutes Haar an der Ratinger Politik: "Dieses Heckmeck, das die Parteien veranstaltet haben, war unglaublich anstrengend. Die Ratspolitiker haben sich unglaubwürdig gemacht und den Eindruck erweckt, dass sie selbst nicht so genau wissen, was sie wollen."

Zumindest erhält das aktuelle Votum von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken zugunsten der Sanierung von vielen Ratingern Rückendeckung. Einer der Befürworter ist der 73-jährige Werner Roos: "Der Sanierungsplan ist richtig. Das Rathaus soll da bleiben, wo es ist." Seine Begründung: "Ein Neubau wäre zu teuer. Durch das Theater um die vielen Planungen, die aufgesetzt und wieder verworfen wurden, sind schließlich schon genug Kosten entstanden."

Sein Bekannter Werner Röhsel (71) pflichtet ihm bei: "Das Rathaus ist doch gerade einmal 35 Jahre alt. Ein so junges Gebäude reißt man nicht einfach so ab. Nein, das Rathaus soll stehen bleiben und ordentlich saniert werden."

Eine Meinung, die auch Ulrike Speckamp (42) teilt: "Die Entscheidung zur Sanierung finde ich gut - auch wenn ich sie nicht erwartet hätte. Das Gebäude ist doch eigentlich ganz schön. Es muss bloß auf einen modernen Stand gebracht werden."

Die 58-jährige Angela Stingl sieht die kommunalpolitische Kehrtwende hin zum Sanierungsplan ebenfalls "positiv". Sie fordert aber von den Politikern das Eingeständnis, Fehler begangen zu haben. "Es wurde viel zu lange mit dem Beschluss zur Sanierung gewartet. Das vorübergehende Bündnis, das sich für einen Neubau ausgesprochen hat, war überflüssig." Für die Zukunft wünscht sie sich "seitens der Politik mehr Offenheit gegenüber dem Bürger".

Doch nicht alle Ratinger sind zufrieden mit dem Sanierungs-Vorhaben. Besonders jüngere Menschen trauern der Neubau-Option nach, die nun endgültig vom Tisch ist.

"Schade für die Stadt, dass es kein neues Rathaus gibt", sagt etwa die 35-jährige Annette Thomas. "Man hätte einen Neubau nutzen können, um die Infrastruktur in der Innenstadt zu verbessern." Sie hätte sich einen großen Gebäudekomplex in Citylage mit integrierten Geschäften gewünscht.