Ratingen: Um jeden Platz auf der Reserveliste wurde erbittert gekämpft

Schlammschlacht zwischen Fraktion und Parteivorstand. Heinz Grazikowske ist der große Verlierer.

Ratingen. Die gut besuchte außerordentliche Mitgliederversammlung der FDP machte es deutlich: Die Partei ist gespalten. Vor allem Fraktion und Parteivorstand liegen über Kreuz (wir berichteten). Der Tagesordnungspunkt "Wahl der Kandidaten für die Reserveliste" gipfelte in einer einstündigen Schlammschlacht.

Dabei waren die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hannelore Hanning, Horst Becker und Heinz Grazikowske die Hauptakteure. Letzterer warf Hanning und dem Parteivorsitzenden Roland Liebermann vor, einfach über die Listenplätze entschieden zu haben, ohne die Fraktion einzubinden. Wie tief die Differenzen sind, zeigte auch seine Aussage: "Frau Hanning, sie haben keine Chance, Fraktionsvorsitzende zu werden."

Hanning konterte: "Ich bin die Intrigen, die gegen mich gesponnen werden, leid." Sie richtete ihre persönlichen Angriffe vor allem gegen Horst Becker. Alte Geschichten wurden wieder aus der Mottenkiste geholt, die dann sogar dazu führten, dass Becker mit einer Klage wegen Verleumdung drohte.

Bei der Wahl um die Posten auf der Reserveliste kam es mehrfach zu Kampfabstimmungen. Großer Verlierer des Abends war Heinz Grazikowske, der zwar seinen Wahlkreis in Hösel behält, aber auf der Reserveliste nicht berücksichtigt wurde.

Auf Platz1 der Reserveliste setzte sich Hannelore Hanning mit 29:18 Stimmen gegen Heinz Grazikowske durch. Platz 2 erhielt Roland Liebermann (33 Stimmen), bei Platz3 gewann Jürgen Stuers gegen Heinrich Bartels (32:20), in Stichwahlen siegten Christian Lang und Tim-Eric Jope für die Listenplätze 4 und 5, Hans-Joachim Uhde ist auf Platz 6, Ulrike Probol auf Platz 7 gesetzt.

Stadtverbandschef Roland Liebermann bezeichnete die Liste als "zukunftsweisend". Er selbst bekräftigte in einem langen Vortrag, dass er mit seiner Ratskandidatur "keine feindliche Übernahme irgendeines Dienstpostens bei der Stadt Ratingen" beabsichtige.

Eine eigene Bürgermeisterkandidatur komme für ihn jetzt nicht mehr in Frage, eine Unterstützung Birkenkamps und der BU scheide nicht zuletzt wegen der Rathausfrage aus. Denkbar sei dagegen ein gemeinsamer Wahlvorschlag des bürgerlichen Lagers. bd/joda