Ausstellung in Wülfrath: Der verlorene Sohn ist zurück
Von 1900 bis 1945 prägte Eduard Dollerschell die Kunstszene im Bergischen Land. Das Museum hat ihn wiederentdeckt.
Wülfrath. Er gehört zu den bedeutendsten Künstlern im Bergischen Land und beeinflusste in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts eine ganze Künstlergeneration. Fast wäre der gebürtige Wuppertaler Eduard Dollerschell (1887 bis 1946), der in den Kriegswirren 1943 sein Atelier nach Wülfrath verlegte, in Vergessenheit geraten. Aber nur fast. Denn der Trägerverein des Niederbergischen Museums widmet dem Maler und Grafiker eine Dauerausstellung. Vom 9. November bis 26.April sind im Museum an der Bergstraße 52 Dollerschell-Werke zu bewundern.
Tatkräftig unterstützt wird das Ganze von Willi Münch. Der ehemalige Museumschef war nicht nur Dollerschells letzter Schüler, sondern verwaltete lange Zeit den künstlerischen Nachlass der Familie. "Seine Witwe Mia übergab mir in den 70ern rund 100 Arbeiten mit der Bitte, die Werke für die Öffentlichkeit zu erhalten", erinnert sich Willi Münch, der 1987, zum 100. Geburtstag des Künstlers, im Museum eigens ein Dollerschell-Kabinett eröffnete.
Doch das ist 21 Jahre her. Willi Münch hat sich längst in den Ruhestand verabschiedet, und auch das Dollerschell-Kabinett gibt es nicht mehr. In der Zwischenzeit sind die Bilder und Grafiken im Besitz der Stadt Wülfrath, die ihrerseits den Auftrag hat, das Lebenswerk Dollerschells in dessen Sinne zu verwalten.
"Sein Atelier in Wuppertal war ausgebombt worden", blickt Willi Münch zurück. "Da er aber Freunde in Wülfrath hatte - zum Beispiel Grete Krapp -, verlegte er sein Schaffen hierher." So fand Eduard Dollerschell in der Wilhelmstraße 136 (heute Buchhandlung Rüger) seine zweite Heimat. Er malte Stadtimpressionen und brachte vor allem Menschen auf die Leinwand. Zahlreiche Arbeiten, darunter etwa eine Kaltnadelradierung der evangelischen Stadtkirche von 1945, sind jetzt im Museum zu sehen.
"Die Ausstellung ist so konzipiert, dass wir einen roten Faden durch das künstlerische Schaffen Dollerschells gesponnen haben", erläutert Ulrich Mairose vom Trägerverein. "Anhand der Werke können wir sämtliche Phasen seiner Laufbahn nachzeichnen."
Die Vernissage am 9. November beginnt um 11 Uhr, die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten (mittwochs, samstags und sonntags von 14.30bis 17 Uhr) zu sehen. Der Eintritt ist frei.