Ratingen: 20 Jahre Sinfonieorchester
Rund 50 Jugendliche und junge Erwachsene zählt das Sinfonieorchester der Musikschule. Seit 20 Jahren feiert das Ensemble Erfolge.
Ratingen. Freitag, 21.10 Uhr. In der Musikschule an der Poststraße ruht der Betrieb - aber noch nicht ganz. Im Dachgeschoss brennt im Raum 301 noch Licht, durch die dicke Tür hört man Streicher, Bläser, immer wieder angetrieben und unterbrochen vom Dirigenten: "Mehr Crescendo!" Der letzte Abschnitt muss wiederholt werden - zum x-tenmal.
Doch keiner der jungen Musiker schielt verstohlen zur Uhr. Dann endlich Probenende - nach fast fünf Stunden. Aufatmen, aber kein Murren: Schließlich steht das Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen mit einem schweren Programm an.
Dirigent Uwe F. Nehring verlangt "seinem" Jugendsinfonieorche-ster vieles ab. Dabei schont er sich aber auch nicht: Er ist nass geschwitzt, das T-Shirt klebt am Körper, die Haarsträhnen an der Stirn. Die jungen Orchestermitglieder verstauen erschöpft ihre Instrumente, stehen noch zusammen und plaudern.
Warum tut sich eine 14-Jährige an einem Freitagabend so eine Extremprobe an? "Das macht richtig Spaß hier, und wir habe eine gute Gemeinschaft", sagt Kristina (14). "Ich habe hier einen riesigen Freundeskreis", erklärt Studentin Susanne (21), die seit sieben Jahren im "JSO" geigt und ihm immer noch verbunden ist. Das Gemeinschaftsgefühl scheint ein Erfolgsgeheimnis des Orchesters zu sein.
Gegründet wurde es an einem regnerischen Oktoberabend vor genau 20 Jahren. "14 kleine und schüchterne Streicher trafen sich in der Aula der Elsa-BrandströmSchule, um erste sinfonische Schritte zu wagen", erinnert sich Nehring. Ein paar Monate später knüpfte man Kontakte zum zeitgleich gegründeten Orchester der Musikschule Erkrath.
Aus den Kontakten wurde schnell eine jahrelange, erfolgreiche Kooperation. "In besten Zeiten hatten wir gut 70 Musiker, damit konnte man schon einiges bewegen." Die Bilanz ist beeindruckend: Rund 300 Konzerte mit etwa 250 Werken der sinfonischen Literatur hat man seit dem Gründungsjahr gespielt.
Dazu kamen Konzertreisen im In- und Ausland, CD-Produktionen, Wettbewerbe. Über 900 Schülerinnen und Schüler haben im Laufe der Jahre mitgespielt. Seit 2001 geht das JSO Ratingen eigene Wege.
Fast vom ersten Jahr an sind Meike und Katrin Dünwald im Orchester. Beide spielen Horn - und sind damit unverzichtbar. "In der ersten Probe sind wir sofort rausgeflogen - aus dem Takt", lachen die 34-jährigen Zwillinge. Ihr Spitzname: "Edelhörnchen".
Der dienstälteste Musiker ist Andreas Lange (34), seit 19 Jahren mit Geige und Bratsche dabei. Das jüngste Orchestermitglied ist eine zwölfjährige Cellistin. Das Durchschnittsalter liegt bei 15 Jahren. Die Integration der "Neuen" oder "Kleinen" funktioniert problemlos, spätestens wenn die Truppe alljährlich in den Herbstferien auf Probenfahrt geht - zuletzt nach Borkum.
Sechs bis acht Stunden Probenarbeit am Tag werden da ohne Protest weggesteckt, ebenso die Extraproben vor Aufführungen. Schließlich wollen beim Konzert alle das Beste geben.