Tiefenbroich: Schützen streiten mit Fiskus

Die Festhalle in Tiefenbroich könnte für ihre Erbauer teuer werden: Das Finanzamt will vom Schützenverein mehr Geld sehen.

Tiefenbroich. Konzerte, Parteiversammlungen, Hochzeiten und Jubiläumsfeiern - seit die Festhalle der Tiefenbroicher Schützen vor sechs Jahren gebaut wurde, erfreut sie sich wachsender Beliebtheit. Doch so richtig glücklich macht die Schützen das bisher nicht.

Denn der Zuspruch von allen Seiten hat auch das Finanzamt auf den Plan gerufen. Das sieht in der Halle vor allem die wirtschaftliche Nutzung - und will die Umsätze nun rückwirkend höher versteuern.

Finanziell steht den Schützen dadurch das Wasser bis zum Hals, doch eine genaue Wasserstandsmeldung ist von Schützen-Chef Klaus Füsgen noch nicht zu bekommen. "Wir wissen nicht, um wie viel es geht, selbst das Finanzamt weiß es nicht. Es kann teuer werden, muss aber nicht." Vorsorglich habe der Verein dem Fiskus schonmal eine Einlage überwiesen - "vorsichtshalber, damit die Kameraden später nicht aus allen Wolken fallen."

Das werden sie wohl nicht. Am Freitag wurde den etwa 180 Mitgliedern bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Problematik erläutert. Eine Vorstandssitzung hat gestern Abend nach Lösungen gesucht, wie sich der Verein finanziell absichern kann.

Denn von den Erträgen aus Vermietung und Gastronomie ist bei St. Sebastianus bislang nicht viel hängen geblieben. "Wir konnten keine Rücklagen bilden", sagt Füsgen. Denn in jedem Jahr seien große Ausgaben angefallen:

Mal hatte der Sturm den Hochstand demoliert, dann versagte die Heizung im Schützenhaus ihren Dienst, neue Gesetze im Waffenrecht erzwangen Arbeiten an der Kleinkaliber-Anlage und schließlich gab es noch zwei Wasserschäden an der Festhalle.

"Wir hatten richtig Pech", meint Füsgen. Nicht zu vergessen sind die Lasten des Hallenbaus, die der Verein noch schultern muss. Eine halbe Million Euro wurden 2003 investiert, die Finanzierung läuft 20 Jahre lang.

Doch diese Umstände zählen für das Finanzamt nicht. Die Behörde hat jüngst geschätzt, dass die Halle zu 60 Prozent wirtschaftlich genutzt werde und nur zu 40 Prozent gemeinnützig. Entsprechend müssten die Erträge auch besteuert werden. Grundsätzlich habe die Gemeinnützigkeit des Schützenvereins aber nie in Frage gestanden, versichert Klaus Füsgen, der sich über anderslautende Veröffentlichungen ärgert.

Der Streit drehe sich lediglich um den kommerziellen Nutzungsgrad. Die Schützen sprechen von 40 Prozent. "Allein die Krönungsbälle, dann die Trainingsabende des Tambourcorps und die Jugendarbeit", nennt Füsgen und seufzt: "Dabei haben wir doch zum Glück wieder viel Jugend."

Der Vorsitzende ist sich keiner Schuld bewusst, die nun vom Fiskus bestraft werden könnte. "Wir wussten anfangs ja nicht, wie sich die Halle entwickelt", sagt er.

Eine Nachzahlung, die fünf oder sechs Jahre weit zurück reicht, findet er vor diesem Hintergrund nicht fair. Zumal die Festhalle von einer Goldgrube noch weit entfernt sei. Die Preise für die Hallenmiete sind moderat. "Und eigentlich könnte die Auslastung noch besser sein", meint Füsgen.