Velbert: Neue Linden wachsen gut

Vor einem Jahr hatten die Arge und die ihr angeschlossenen Vereine 23 junge Bäumchen im Herminghauspark gespendet.

Velbert. Die jungen Linden sind alle gut angegangen: Am Samstag besichtigten zahlreiche Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Velberter Bürgervereine im Rahmen eines Rundgangs die neu angelegte Lindenallee im Herminghauspark.

Die Arge und die ihr angeschlossenen Vereine hatten vor einem Jahr 23 junge Bäumchen gespendet, nachdem Orkan "Kyrill" am 18. Januar 2007 die prachtvolle Allee, die vom Eingang Cranachstraße ins Herz des Parks führte, fast vollständig zersplittert, geknickt, herausgerissen hatte. Weit über hundert Bäume waren dem Sturm allein im Park zum Opfer gefallen, aber vor allem der Verlust der jahrzehntealten Linden als markantes Kleinod schmerzte.

So hatten sich Arge und Bürgervereine (bis auf einen) bereit erklärt, einen Beitrag zur Wiederaufforstung zu leisten und die jungen Bäume für 155 Euro das Stück gespendet. Kleine Granitstelen neben jedem Baum zeigen auf einem Täfelchen den Namen des jeweiligen Spenders. So steht als letzter der Reihe auf der linken Seite die Linde des Bürgervereins Tönisheide: "Sieht richtig gut aus", begutachtet Vorsitzende Monika Hülsiepen das kräftige, wohlgeformte Grün. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern des Rundgangs folgt sie Anneliese Klewer durch die Anlage.

Die langjährige Schriftführerin der Arge hat sich als Gästeführerin ausbilden lassen und als Thema den Herminghauspark gewählt. Jetzt erläutert sie die Entstehungsgeschichte der über zehn Hektar großen Grünanlage. So unternahm der Velberter Verschönerungsverein bereits 1887 im Mohnser Wäldchen an der heutigen Cranachstraße erste gartengestalterische Ansätze.

Weitere Flächen kamen hinzu, und 1914 entwarf der damalige Stadtbaumeister Schmidt den großzügigen Plan eines offenen Parks, der mit 5000 Mark für die erste Bepflanzung und den Bau der Pergola zur Ausführung kam. Aus dieser Zeit stammt auch die Lindenallee. Für die Grünanlage engagierte sich besonders der Velberter Industrielle Emil Herminghaus, der mitten in der Stadt eine Gießerei und eine Schlossfabrik besaß.

Der ehemalige Firmensitz, die prunkvolle Villa an der Ecke Kolping-/Oststraße erinnert noch heute an diese Zeit. Mit einer Schenkung von 30000Euro hatte Herminghaus 1911 den Ausbau des Parks unterstützt - Anlaß für die Stadt, den Park nach dem großzügigen Spender zu benennen.

Als Herminghaus 1921 starb, stifteten die Erben noch einmal eine Million Reichsmark, mit denen unter anderem die Erweiterung zur Straße Am Diek und zwei Tennisplätze realisiert wurden. Als weitere Attraktionen kamen später das Wildgehege und eine Vogelwarte hinzu: "Zeitweilig beherbergte der Park weit über 200 Tiere vom Meerschweinchen bis zum Dammhirsch", berichtet Klewer.

Die Velberterin weiß aber auch von mancher Zweckentfremdung: So hatte man in den Notzeiten nach den beiden Kriegen die freien Flächen kurzerhand für Ackerbau genutzt und auch einige Bäume als Feuerholz verheizt. Kritische Blicke ruhten beim Rundgang auf dem teuren Spezialbelag aus kunstharzgebundenem Naturkieselgemisch, mit dem die Wege durch den Park gestaltet wurden. An zahlreichen Stellen durchziehen bereits Risse die großen Platten.