Wülfrath: Awo-Chef mit Nudel-Tick
Der Vorsitzende Günter Deitermann steht auch am Herd seinen Mann.
Wülfrath. "Günter, das war superlecker." "Günter, wann machst Du das nochmal?" Die Besucher der Nudelparty des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt sind begeistert. Günter Deitermann, der Koch, ist nicht nur Experte für Nudeln, er ist seit 2006 Vorsitzender des Ortsvereins.
In dieser Eigenschaft hat er den Senioren, aber auch jüngeren Herrschaften wie der dreijährige Vincent, der mit Opa Horst gekommen war, wurden natürlich beköstigt. "Ich wollte den Besuchern der Awo etwas Besonderes bieten. Und Nudeln kochen macht mir am meisten Spaß", sagt der 60-jährige Wülfrather.
Schon als Jugendlicher hat er seine Leidenschaft zur Nudel entdeckt. Später lud er seine Kollegen von Kalk Wülfrath zu regelrechten "Nudelorgien" ein. "Teilweise waren bis zu 37 Personen in der vier-Zimmer-Wohnung von 56 Quadratmetern in Rohdenhaus zu Gast. Es gab 36 Bestecke und 36 Spaghettiteller. Pappgeschirr hat Günter Deitermann immer abgelehnt.
Die Nudelparty in den Awo-Räumen Schulstraße nimmt ihren Lauf. Stunden hat Deitermann am Herd verbracht, drei Kilogramm Gehacktes verarbeitet, zwei Kilogramm Schinken geschnitten, Saucen gekocht. Die langen Spaghetti kommen nicht aufs Buffett. Dafür Nudelaufläufe mit Fleisch, Schinken oder Gemüse, dazu Gabelspagetti. "Jeder soll die Gerichte problemlos essen können. Das geht bei meinen Gerichten auch nur mit einem Löffel", so Deitermann.
Er erinnert sich an die Anfänge bei der Arbeiterwohlfahrt. Als Ratsmitglied der SPD saß er bei den Ausschüssen neben Hans-Jochen Wiederhöft, der damals Awo-Vorsitzender war. Der suchte einen Kassierer. Deitermann übernahm das Amt, ahnte noch nicht, dass er 1981 Wiederhöfts Tochter Maja heiraten würde. Auch sie ist im Ortsverein tätig, als Kassiererin und Fußpflegerin.
Tochter Ina Maria hilft ebenso bei Veranstaltungen, teilt auch bei der Nudelparty aus. Deitermanns Schwägerin Uta Prem ist die Tagesstättenleiterin. "Arbeiterwohlfahrt ist bei uns Familiensache", sagt Deitermann. Ina Maria, die im kommenden Jahr Abitur macht, würde gern mal Tagesstättenleiterin werden. "Sie hat bei uns ihr Praktikum gemacht, sie kennt hier alles, kann mit den Leuten umgehen", ist der Papa stolz.
Systemanalytiker und Programmierer Deitermann hat sich 1981 selbstständig gemacht. Fünf Tage in der Woche arbeitete er in München, freute sich auf das Wochenende in Wülfrath. Er merkte den Unterschied zwischen der Großstadt München und dem familiären Wülfrath.
Jetzt wohnt er wieder im "Dorf". "Wülfrath ist eine der schönsten Städte Deutschlands", lobt er seinen Geburtsort. Er wollte dann für den Landtag kandidieren, doch die Abwesenheit von Wülfrath hatte da Nachteile gebracht. "Viele kannten mich nicht mehr richtig".
Das ist jetzt anders. Seit er Awo-Chef ist, wird er von allen gegrüßt. "Die Arbeiterwohlfahrt erreicht viele Wülfrather", freut sich Deitermann. Im Herbst wird wieder der Sonntagskaffeeklatsch angeboten. Die Kegelnachmittage sind gut besucht, seit 1990 gibt es den Saal, können große Veranstaltungen und Feste durchgeführt werden. "Die Finanzierung des Saals haben wir geschultert", sagt der Chef.
Regelmäßig werden Ausflüge und Ferienmaßnahmen angeboten. "Mancher Senior käme nicht auf die Idee, nach Mallorca zu fliegen, aber mit der Awo wagen sie es", so Deitermann. Ja, die Awo macht ihm Spaß. Auf die Frage, wie lange er dem Verein als Vorsitzender erhalten bleibt, gibt er sich vage. "Ich mache weiter", sagt er. Und eine Nudelparty wird es sicher auch noch mal geben.