Wülfrath: Die Brüder Löwenherz auf der Flucht vor dem Diakon
Thomas Gerhold bringt ein Lindgren-Stück auf die Stadthallenbühne. Die Proben laufen auf Hochtouren.
Wülfrath. Wütend springt Diakon Rolf Schmitz auf und blickt sich mit verzerrter Mine um: "Halt, wer war das?" Panisch ergreifen David Gerhold und Daniel Fritsche die Flucht, doch aus den Augenwinkeln nimmt der zornige Schmitz die Bewegung wahr und stürmt hinter ihnen her.
Es sind Szenen, die man von dem ansonsten so netten und freundlichen Diakon gar nicht kennt. Statt zu predigen, prügelt er einen alten Mann, der sich ihm mutig in den Weg stellt, beiseite. Die Botschaft ist klar: Sein Mantel ist verschwunden und dafür sollen die zwei Diebe büßen.
"Stopp", schreitet Thomas Gerhold ein und beendet die Jagdszenen. Lange Zeit hatte der Kirchenmusiker schweigend zugeschaut und die Akteure gewähren lassen, jetzt sagt er: "Rolf, du musst viel schneller aufspringen und nicht so langsam gehen."
Die Proben für das Theaterstück "Die Brüder Löwenherz" laufen auf Hochtouren, 38 Seiten Text müssen gelernt und auf die Bühne übertragen werden. "Bislang sind wir gut im Zeitplan", sagt Regisseur Gerhold zufrieden: "Wir haben alles einmal durchgeprobt und versuchen jetzt längere Abschnitte zu spielen." Gerade für die beiden Hauptdarsteller, den 16-jährigen David Gerhold und den 12-jährigen Daniel Fritsche, sei dies wichtig, denn "die Jungs stehen von vorne bis hinten auf der Bühne".
Rund zweieinhalb Stunden dauert das Stück, in dem die zwei als Brüder Jonathan und Karl "Krümel" Löwenherz in der Welt von Nangilaja gegen fürchterliche Drachen kämpfen müssen und in dem das Thema Tod jederzeit präsent ist. "Es sind schwierige Rollen", findet David.
Und auch Daniel ist von der Intensität beeindruckt: "Astrid Lindgren steht ja sonst eher für Pipi Langstrumpf, Brüder Löwenherz ist dagegen richtig spannend."
Die Rollen der Brüder Jonathan und Krümel fordern den Jungschauspielern gerade mimisch und gestisch einiges ab. Daniels Strategie: "Ich versuche die Mimik einfach so zu machen, wie ich das auch in echt machen würde", erklärt der Zwölfjährige, "ich versetze mich einfach in Krümel hinein."
Nur noch wenige Wochen bleiben den beiden, um ihren Rollen den letzten Schliff zu verpassen - kein Wunder, dass es langsam stressiger wird. "Gerade wenn ich einige Stellen nicht reinkriege, dann ärgert mich das", sagt Daniel, dessen größte Angst es ist, auf der Bühne den Text zu vergessen. Damit das nicht passiert, wird bei den Proben weitestgehend auf das Textbuch verzichtet.
"Die Jungs müssen ein Gefühl dafür kriegen, damit sie zur Not improvisieren können", sagt Thomas Gerhold. Und das geht nur durch üben, üben, üben.
"Halt, wer war das?", hallt es erneut durch das Gemeindehaus Am Pütt. Diesmal ist Thomas Gerhold zufrieden.